2022       Linden-Pahlkrug

 

Die Storchensaison an unserem seit 1979 durchgehend besetzten Storchenhorst begann turbulent, und war mit großer Aufregung verbunden.

Zum einen spielte meine Gesundheit nicht mit, denn am Morgen des 4. Februar 2022 kam ich per Notarzt zur stationären Behandlung ins Krankenhaus.

Es stellte sich dann heraus, das der im Juli 2021 eingesetzte 5 te Stent durch eine Abknickung überhaupt nicht mehr durchlässig war.

In den vorhandenen Stent wurde ein weiterer Stent implantiert, und so die Durchblutung des Herzens wieder hergestellt

 

Es war an diesem 4. Februar sehr schlechtes, regnerisches Wetter und unser Sohn Torben machte sich trotzdem an die Arbeit einen recht großen Eichenbaum in spaltgerechte Stücke zu zersägen. Gegen 15.00 Uhr traf dann der erste Storch der Saison 2022 ein.

Er war sehr sauber und trug auch schon gleich einen Zweig auf den bereits Wochen zuvor hergerichteten Horst ein. Überhaupt machte er einen sehr vertrauten Eindruck, ließ sich durch die Sägearbeiten und Holzspaltarbeiten, die sich in nur 30 m Entfernung vom Mastnest abspielten in keiner Weise stören.

 

Am Morgen des 5. Februar 2022 trifft auch schon ein zweiter Storch ein.

Sie --- wie sich schon bald herausstellte--- steht zunächst auf der Sirene des Nachbarhauses.

Der tags zuvor eingetroffene Erstankömmling --- es war unser vertrautes Männchen mit dem holländischen Ring NLA 4682 verjagd sie sofort von der Sirene.

Im Laufe des Tages ist sie --- das unberingte Weibchen--- dann doch schon mit auf dem Horst.

Auch kann schon eine erste Kopula beobachtet werden.

Das ungewöhnliche Verhalten des Männchens NLA 4682 gegenüber seinem unberingten  Weibchen hatte ich schon in meinem Bericht des Brutjahres 2021 ausführlich beschrieben.

Es gab in 2021 etliche Phasen der Vertreibung und Nichtduldung des Weibchens auf dem Horst. In der Regel ab 4. Tag duldete er sie dann wieder. Schließlich aber harmonierte das Paar in 2021  letztendlich und zog dann erfolgreich drei Jungstörche auf.

Obwohl sich das Paar ja nun schon aus der Saison 2021 kannte, legte das Männchen das eigenartige aggressive Verhalten zu Beginn der Brutsaison 2022 nicht ab.

Allerdings war nun in 2022 immer nur für eine Nacht die Nichtduldung zu verzeichnen, im Laufe des nächsten Morgens durfte sie wieder mit auf den Horst.

Schon am Ankunftstag des Weibchens stößt er sie Abends vom Horst. Ihr bleibt wie bereits im Vorjahr nichts anderes übrig, als auf einem waagerechten dicken Ast in der riesigen Silberpappel, die in unmitttelbarer Horstnähe steht, zu übernachten.

 

Als meine Frau am nächsten Morgen den Futterplatz beschickt, laufen beide Störche ihr schon regelrecht entgegen, sie fressen  beide sehr viel,  scheinen recht ausgehungert zu sein.

Das es sich bei dem Paar um “unsere“ Störche handeln musste ergab zweifelsfrei das Verhalten am Futterplatz, und auch die Beringung des Männchens und die Nichtberingung des Weibchens war deutlich erkennbar.

Die Nichtduldung des Weibchens auf dem Horst wiederholte sich dann an weiteren Tagen, so am 06.02., 17.02.,  und am  19.02.2022..

Am nächsten Morgen durfte sie wieder mit auf den Horst und es kam dann auch sofort wieder zu diversen Paarungen.

Der Wetterbericht warnte am 18.02.2022 schon für die Nacht vor einem Orkan mit    Windstärke bis 12.

Der Orkan Zeynab  brachte auch für unseren Horststandort  eine erhebliche Veränderung mit sich.

Denn um Mitternacht herum so ca. um O.05 Uhr herum hörten meine Frau und ich ein dumpfes Geräusch, so als sei irgend etwas umgestürzt. Ich zog mich an, um draußen nach dem Rechten zu schauen. Am Carport angekommen traute ich meinen Augen kaum, denn der ganze Mast mit dem Storchenhorst darauf stand nicht mehr an seinem Platz.

Ich ging hinters Haus und da sah ich die ganze Bescherung.

Die mächtige, ca. 200 jährige und mehr als 30 m hohe Silberpappel war vom Orkan entwurzelt worden. Sie war parallel zum Haus umgefallen und der riesige Kronenbereich war auf den Betonmast  mit dem Storchenhorst gefallen. Dabei war der Betonmast  fast  gänzlich aus der Erde gedrückt worden. Der seit dem 4/5. Februar schon bezogene Horst lag völlig zerstört in der Hauskoppel.  Selbst einer der massiven Stützbeschläge war erheblich verbogen.

Bei Tageslicht fanden sich viele schwarze und weiße Federn in dem zerstörten Astgewirr der umfangreichen Krone. Doch es stellte sich sehr bald heraus, das unserem Brutpaar den um Mitternacht entwurzelten und umstürzenden Pappelbaum Vorfall wie durch ein Wunder offenbar unverletzt überlebt hatte.

Jetzt war also höchste Eile geboten, um zu verhindern das unser Paar mangels Horst gezwungen war einen neuen, anderen Nistplatz zu suchen.

Um 8.15 Uhr rief ich deshalb bei der Firma Johs. Heim, Erdarbeiten, in St.Annen-Österfeld an, und schilderte dem Juniorchef  Felix Heim die missliche Situation.

Seit Generation brüten auf dem Grundstück bei Heim bereits Störche,  und deshalb half Felix auch sehr spontan und sagte mir die Entsendung eines großen Kettenbaggers  zu.

Der Kettenbagger und ein sehr versierte junger Baggerfahrer trafen dann so gegen 10.00 Uhr ein und gemeinsam machten wir uns alle ans Werk.

Zwischenzeitlich hatte ich weitere Helfer alarmiert und so halfen unser Sohn Torben, sein Schwiegervater Jörg Heyna, der auch Storchengebietsbetreuer ist, und Jochen Schröder, Gebietsbetreuer für Dithmarschen Süd tatkräfig mit. Jochen hatte auch gottlob sofort noch einen Reisigring parat liegen  und war mit dem Reisigring auch schon hier eingetroffen.

Zunächst mussten wir die umfangreiche Krone um den umgedrückten Mast herum erheblich ausdünnen, damit der Bagger zur Bearbeitung des Mastes in Aktion treten konnte.

Dann galt es abzuwegen ob wir den Mast wieder aufrichten sollten, oder ihn ganz  in Fallrichtung aus der Erde zu ziehen, um feststellen zu können ob der Mast ggf. sogar gebrochen sein könnte.

Um kein Risiko einzugehen, entschieden wir uns den Mast in Fallrichtung mit dem Bagger vorsichtig aus derErde zu ziehen. Glück gehabt---- der Mast war nicht gebrochen.

Nun musste eiligst ein neuer Standort gefunden werden. Per Wünschelrute bestimmte ich dann eine Platz an dem keine Wasserader vorhanden ist. Auch hatte der neue Horststandort durch hohe Bäume die in ca. 30 Entfernung stehen,  einen guten Anflug zu bieten, außerdem bot ein nahe gelegenes Gehölz auch noch einen guten Windschutz gegen den häufig herrschenden Westwind.

An diesem neuen Standort wurde nun ein über 2 m tiefes Loch gebaggert. Die Mastbeschläge wurden neu ausgerichtet und dann ein Tragegitter montiert. Zuletzt wurde dann der von Jochen gefertigte solide Reisigring aus Eichenzweigen fest montiert. Der Bagger stellte dann den Mast samt neuen Horst in das vorbereitet Loch .Jeder Helfer der Schaufel oder Spaten hatte verfüllte dann das Mastloch und fleißig wurde die Erde festgestampft und schon bald stand dann der Mast perfekt.

Um den neuen Horst dann wirklich bezugsfertig zu machen, erfolgte dann durch Jochen per Hubsteiger noch die Verfüllung des Reisigringes mit großen Mengen Holzschredder.

 

Die Bauarbeiten insgesamt dauerten von 9.00 Uhr bis ca. 15.00 Uhr, dann hatte auch der große Bagger die Hauskoppel wieder verlassen und wurde auf dem Tieflader wieder verladen.

 

Durch den vielen Regen der letzten Tage hatten sich viele große Regenpfützen in den Koppeln gebildet. Unser Paar war während der ganzen Zeit der Bauarbeiten an einer dieser Pfützen in ca. 300 m Entfernung fleißig auf Nahrungssuche.

Wir waren soweit fertig und waren alle zum Kaffeetrinken drinnen. Ich ging nach dem Kaffee als erster wieder raus, und konnte ganz freudig feststellen das das Paar schon auf dem neuen Horst stand. Es war ja auf der Horstbaustelle nach 15.00 Uhr etwas ruhiger geworden und unser Brutpaar inspizierte nun sein neues Domizil.

Die Rettungsaktion für den Storchenstandort Linden-Pahlkrug, der seit 1979 durchgängig besetzt ist, war damit ein voller Erfolg, der Brutplatz konnte durch das schnelle Handeln und dem Einsatz einiger Soforthelfer  erhalten werden.

 

Allen Helfern und insbesondere der Firma Heim gilt deshalb an dieser Stelle mein ganz besonder Dank -!!!!!!—

 

Doch das eigenartige Verhalten des Männchens NLA 4682 ging weiter. Es dauerte nicht lange und er duldete das Weibchen nicht auf dem neuen Horst. Zweimal biß er sie in den Nacken und sie musste nun in der großen Eiche, die 20 m vom neuen Horststandort entfernt ist übernachten. Im Zeitraum ab 22.02.2022 erfolgte nun durch beide Partner ein intensiver Ausbau des neuen Horstes, wobei auch sehr große Zweige eingeschleppt wurden. In der Hauskoppel war ein Knick auf den Stock gesetzt worden, und folglich lagen viele Zweige in allen Größen herum, auch zum Teil meterlange Efeuranken waren mit dabei, und auch diese Efeuranken wurden mit auf dem neuen Horst verbaut. Schon nach wenigen Tagen war deutlich der neue Jahresring auf dem Horst erkennbar.

Am 26.02.2022 wurde es wieder unruhig um den neuen Horststandort. Vier Beschäftigte der Firma Hollensen, Kleve, rückten mit Bagger, großem Trecker und Muldenkipper sowie etlichen großen Motorsägen an, um die riesige Pappel zu zerlegen und abzutransportieren.

Unser Brutpaar war fast während der gesamten Dauer der Arbeiten auf dem Horst. Sie störten sich zu meiner Verwunderung überhaupt nicht daran, auch das der Bagger nur wenige Meter vom Horst stand und das zersägte Holz auf den Muldenkipper lud nahmen sie in stoischer Ruhe so hin, denn der Baggerarm bewegte sich immerhin in Horsthöhe ja ständig hin und her, vom Motorengeräusch mal ganz zu schweigen.

Auch am 20.03.22 duldet NLA 4682 das Weibchen nicht auf dem Horst. Die Nacht muß sie wieder in der Krone der großen Eiche verbringen. Aber tagsüber vertragen sich beide wieder gut, sie verbringen die Tage mit sehr vielen Paarungen und intensivem Ausbau des neuen Horstes.

Ab 24.03.2022 ist das erste Ei da. Nun ist ständig ein Storch im Horst und das typische stochern in der Nestmulde und das wenden des Eies/der Eier ist in den nächsten Tag gut zu beobachten.

Der 31.03.2022 bringt dann noch einmal einen heftigen Wintereinbruch, der brütende Storch ist auf dem Horst total eingeschneit, wird aber von seinem Partner auch abgelöst.

Die Koppeln sind sogar flächendeckend weiß, es hatte mehr als 10 cm Neuschnee gebracht, und die weiße Pracht war bis zum Abend noch nicht wieder weg getaut.

Am 27.04.2022 kann ich die erste Fütterung beobachten.  Die Brutdauer währte also vom 24.03.2022 bis zur ersten Fütterung am 27.04.2022, insgesamt also 35 Tage.

 

Am 08.05.2022 stelle ich ganz einwandfrei 3 Jungstörche fest, die alle ziemlich die gleiche Größe haben.

In der ersten Zeit der Jungenaufzucht muß es durch die vielen Niederschläge ein gutes Nahrungsangebot an Würmern und sonstigem Kleingetier gegeben haben. Nach einer Fütterung—die 3 Jungen waren offenbar schon satt ---zählte ich einmal 103 !!! kleine Nahrungstiere die der fütternde Altstorch wieder aufschluckte.

 

Genau wie auch in der Saison 2021 gab es auch in 2022 um unseren Horst herum einen regen Flugverkehr von fremden Störchen und auch wieder von Seeadlern.

Die Zahlen sind mit Sicherheit noch um einen  Faktor X höher, da wir ja an manchen Tagen nicht da waren bzw. stundenweise nicht zu Hause waren. Und zum Ende der Storchensaison waren wir auch in der Zeit vom 14.08.2022 bis 19.08.2022 auf einer Urlaubsreise.

 

Fremdstörche konnten in folgender Anzahl bemerkt werden:

 

138 x 1 Ex.= 138 Ex.

  20 x 2 Ex =   40 Ex.

  10 x 3 Ex =   30 Ex,

    6x  4 Ex. =  24 Ex.

    2x  7 Ex, =  14 Ex.

 

Gesamt :      = 252 Ex.

 

Überflüge vom Seeadler wurden am 24.02.,26.02.,07.03.,11.03.,16.03.,27.03.,09.04.,21.04.,22.04.,04.06.,20.06.,02.07., und 11.07.2022 festgestellt, also 13 Mal,  am 24.02.2022 flogen sogar einmal 2 Adler gemeinsam um den Horst herum.

Kraniche konnten paarweise am 26.02. und 15.03.2022 beim Überflug festgestellt werden.

Im Gegensatz zum Seeadler , auf die die Störche heftig mit Drohklappern und teilweise auch Verfolgung der Seeadler reagieren, nehmen sie von den Kranichen überhaupt keine Notiz.

 

Der Juni:

Am 04.06.2022 mähe ich mit dem Benzin-Rasenmäher die Fläche um den Nachklärteich, und an dessen Einzäunung ist ja nun der Standort des umgesetzten Storchenhorstes.  Ich erhalte dabei einen Volltreffer. Einer der Störche setzte einen derart großen Kotstrahl ab, den ich voll auf den Kopf abbekam. Die Arbeitskleidung total versaut, Rasenmäher ebenfalls , kräftig geflucht, und alles recht zeitaufwendig wieder gesäubert.

 

Am 07.06.2022 erhalten unsere Jungstörche ihren Personalausweis. Sie bekommen die Elsa Ringe der Vogelwarte Helgoland mit den Ring Nummern:

 

DEW 3V865,DEW 3V866,und DEW 3V867

 

Die Beringung erfolgt in gewohnter Weise wieder mit dem Einsatz des Teleporters der

Zimmereifirma Sönke Schallhorn aus Kleve. Mit dabei auch der Elektromeister Ingo Schallhorn, Hennstedt, der sich seit dieser Saison auch sehr für die Störche interessiert.

 

Am 08.06.2022 bekomme ich einen gehörigen Schrecken. Scheinbar ist einer der Jungstörche verendet und liegt auf dem Nestrand. Aber per Spektiv stellt sich das als Fehlalarm heraus.

Es ist ein dicker Batzen Schafswolle, den die Altstörche wohl als Nistmaterial verbaut hatten.

Am 29.06.2022 ist der erste Jungstorch dann endlich flügge, es ist DEW 3V867, und schon am nächsten Tag sind auch die beiden Nestgeschwister ausgeflogen. Die Hauskoppel/Schafs-koppel ist mit dichtem Schafsdraht und auch Elektrozaun eingezäunt. In den Vorjahren hatten die flüggen Jungstörche immer erhebliche Probleme die Einzäunung zu erkennen bzw. auch die Umzäunung zu überfliegen. Sie mußten ja erst lernen was es mit so einem Hindernis auf sich hat, und wie man damit umzugehen hatte.

Mit rot-weißen Baustellenwarnbänder bringe ich ca. 50 cm lange Streifen an um für eine bessere Sichtweise zu sorgen. Die kleine Vorsichtsmaßnahme klappt ideal. Einige Tage später fliegen sie sicher über den Zaun bzw. laufen nicht minutenlang immer vergeblich eine Lücke suchend am Zaun entlang.

 

Von zweien unsere drei Jungstörche gibt es von ihren ersten Zugtagen schon Ablesungen.

Der Jungstorch DEW 3V 865 abgezogen am 06.08.2022 kam bereits am 11.08.2022 in Elzenburg/Niederlande, Region Noord-Brabant zum Nachweis. Er hatte in 6 Tagen 369 km zurückgelegt, also durchschnittlich 61,5 km täglich.

Am 12.08.2022 wurde er dann wieder an seinem Ring erkannt, und zwar in Tilburg/Niederlande. Er hatte nun in 7 Tagen 406 km zurückgelegt, also durchschnittlich 58 km pro Tag.

 

Das Nestgeschwister DEW 3V866 kam schon am 11.08.2022 zum Nachweis.

In Frankreich in Champignol-lez-Mondeville,Region Aube,  in nur 6 Zugtagen hatte

dieser Jungstorch schon 750 zurückgelegt, also durchschnittlich 125 km täglich.

Über diese beiden aussagefähigen Ablesungen habe ich mich natürlich sehr gefreut.

 

Der Juli:

 

Ab Anfang Juli  gesellt sich zu unseren 3 Jungstörchen ein weiterer Jungstorch, der bei unserer Truppe mit in der Schafskoppel landet. Bevor ich ihn jedoch auf eine ggf. vorhandene Beringung kontrollieren kann, wird dieser Jungstorch von unserem Weibchen sofort energisch vertrieben, sogar noch in der Luft eine Weile vertrieben und attakiert.

Der 19.07.2022 beschert uns den wohl heißesten Tag des Jahres. In der Sonne sind es sagenhafte 48 Grad und sogar im Schatten noch 34 Grad.

Unsere Jung und Altstörche löschen ihren Durst an der Tonne, die ständig  mit Trinkwasser für die Schafe gefüllt ist. Häufig stehen sie dann auch gerne noch eine ganze Weile auf dem Holzzaun der Einzäunung des Klärteiches. Anschließend stehen dann alle gemeinsam-- auch die Altstörche mit-- im Schatten unter den großen Bäumen der Umzäunung der Schafskoppel.

Die Beine der Altstörche sind zu dieser Zeit schon recht weiß bekotet, während bei den Jungstörchen noch keine so starke Bekotung feststellbar ist, die Ringe der Jungstörche sind noch ziemlich sauber und auch noch gut ablesbar.

 

Der August:

Ab dem 06.08.2022 beginnt die Auflösung der Familienbande. Alle 3 Jungstörche haben sich auf ihre erste große Reise gemacht. Abends sind nur noch die beiden Altstörche am Horst.

Das Männchen NLA 4682 startet am 20.08.2022 und beginnt seinen Herbstzug.

Das Weibchen folgt ihm zwei Tage später und startet am 22.08.2022.

Doch am 24.08.2022 steht Abends plötzlich ein Storch, der einen Elas Ring trägt auf unserem Horst. Wegen der schon fortgeschrittenen Dämmerung um 20.45 Uhr und auch Verschmutzung des Ringes gelingt mir an diesem Abend leider keine Ablesung.

Doch am frühen Morgen des 25.08.2022 zwischen 6.30 Uhr und 6.45 Uhr habe ich Glück, der Storch dreht sich und geht zum Nestrand, nun kann ich ihn auch einwandfrei ablesen. Es handelt sich um DEW 1V 366, in diesem Jahr Brutstörchin (Hpo) in Linden/Dorf. 

Außerdem handelte es sich um einen Enkelstorch unseres NLA 4682.

 

Die Storchensaison 2022 hatte nun-- dachten wir zumindest-- ihr Ende gefunden.

Hoffen wir nun auf eine gesunde und frühzeitige Rückkehr des bewährten Brutpaares im Frühjahr 2023.

Unser Männchen NLA 4682, beringt im Jahre 2000 in Holland wird in der neuen Saison 2023 dann ja immerhin schon 23 Jahre alt sein. Er ist z.Zt. der älteste Storch in Dithmarschen, ein erfahrener Brutstorch, und wahrlich schon ein Storchenmethusalem.

 

Der September :

Am Spätnachmittag des 03.09.2022 steht wieder ein Storch auf dem Horst, allerdings nur auf einem Bein. Damit er in Bewegung kommt stelle ich den Futtereimer ca. 50 m vom Horst entfernt in die Schafskoppel. Ich gehe auf unsere Terasse zurück und stelle erstaunt fest, dass der Storch schon um den Eimer herum stolziert. Ich gehe nun zu meinem Fischschlachttisch und ahme die Bewegung nach, als würde ich einen Futterbrocken über den Zaun werfen.

Sofort kommt der unberingte Storch eiligen Schrittes angelaufen.

Das kann nur unser unberingtes Weibchen sein.

Das eiligst aufgetaute Futter, drei Eintagsküken, frißt sie dann sofort am Futtereimer.

Sie bleibt zur Nacht auch hier auf ihrem Bruthorst.

 

Am 05.09.2022  reinige und präpariere ich dann den Horst schon für die Saison 2023.

Unsere Störchin schaut sich das ganz gelassen aus ca. 150 m Entfernng an, übernachtet dann auf dem gemachten Horst.

Da es überall eine langanhaltende schreckliche Dürre war, entschließe ich mich nur wenig zu füttern, und auch das nur bis es ausgiebige Regenfälle gibt.

Es stand ja die Befürchtung im Raume, das sie eine Winterstörchin werden könnte, das wollte ich aber auf jeden Fall vermeiden..

Doch sie blieb nur bis 10.September 2022 und begann den Herbstzug dann erneut.

 

Das ein Storch nachdem alle schon eine gewisse Zeit auf den Herbstzug gegangen waren, einmal wieder kommt, habe ich seit 1979 noch nie erlebt.

Da sie nicht beringt ist, werden wir es ja auch nie erfahren. Es kann nur spekuliert werden. Ist sie ggf.wegen der großen Dürre nach einigen hundert Kilometern wieder umgekehrt, in Erwartung einer sicheren Nahrungquelle, oder hat sie sich bei einer Storchenstation oder einem Tierpark in der Zeit vom 22.08.2022  bis 03.09.2022 aufgehalten und überwintert in einer solchen Einrichtung sogar ?

Mit großer Spannung erwarten wir dann mal den Beginn der Storchensaison 2023.

 

 

Aufgeschrieben—womöglich auch etwas zu ausführlich---nach Tagebuch-Aufzeichnungen am 25.10.2022 von:

 

Rolf Zietz

Ehrenamtlicher Weißstorch-Gebietsbetreuer für Dithmarschen-Nord, nördlich der B203

 

Pahlkrug 15

25791 Linden

 

Telefon : 04836/549

E-Mail : rolf.zietz1@gmx.de

 

Bildergalerie:: Alle Fotos vom Verfasser und am Horst in Linden-Pahlkrug aufgenommen.