2015: Storchenbericht über den Horst in Linden-Pahlkrug

 

1. Ein neues Weibchen schon ab 19.03.2015—Jetzt ein Westzieher Paar

 

2. Nach zwei erfolglosen Jahren wieder Bruterfolg mit drei Jungen

 

3. Fang eines seltenen Schwarzstorches

 

4. Rekord Jungenzahl im nördlichen Dithmarschen mit 37 Jungstörchen

 

5. Und: Ein 29 Jahre alter beringter Seeadler konnte nachgewiesen werden

 

Jeder Naturfreund der ein besetztes Storchennest sein Eigen nennt, ist auf die Rückkehr „seiner“ Brutstörche gespannt. Auch die Sorge ob sie wohl den gefährlichen Zug in das Winterquartier und zurück schaffen, ist berechtigter Weise vorhanden.

 

Nachdem in 2013 und 2014 leider die ca. 14 Tage alten Jungstörche in unserem Horst vermutlich den Gifttod gestorben waren, waren wir nun gespannt was in der Brutsaison 2015 rund um unseren Horst nun passieren würde.

 

Schon am 15.02.15 stand ein Storch auf unserem Horst. Es war aber nicht der Hausherr, sondern der ELSA beringte DEW 9X456, der sich unseren Horst auf der Suche nach einer Partnerin einmal anschaute.

 

Am 18.02.15 dann war der „Richtige“ da. Unser beringtes holländisches Männchen NLA 4682 war wieder da. Der Horst war noch nicht gereinigt und wasserdurchlässig präpariert worden.

 

Das wurde am 19.02.15 erledigt. Zu Beginn der Arbeiten mit einem Teleporter eines Baugeschäftes, flog 4682 natürlich vom Horst , aber nach ca. 1,5 Stunden war er wieder da, er hatte die Störung anstandslos toleriert.

 

Am 20.02.15, das Wetter war kalt, regnerisch und sehr stürmisch sagte sich der NDR an, und die Wetterfee Meike Jäger moderierte für das Schleswig Holstein Magazin N 3 den Wetterbericht von unserer Terrasse beim Storchenhorst. Das NDR Team hatte großes Glück, da noch einige Aufnahmen unseres Männchens gelangen.

 

Ab 25.02.15 suchte NLA 4682 sehr oft den Horst bei Juhl in Linden auf. Von diesem Horst war er ja in 2014 nach stundenlangen Kämpfen vertrieben worden und dann wieder zu uns nach Pahlkrug zurück gekommen.

 

Für welchen Horst würde er sich wohl in 2015 entscheiden??

 

Das Männchen NLA 4682 ist ein Westzieher, der schon mehrfach in Spanien im Winterquartier an seinem Ring zum Nachweis kam. Unser langjähriges, unberingtes Weibchen ist allerdings eine Ostzieherin und erschien bislang immer in der ersten Aprildekade bei uns am Horst.

 

Doch nun gab es eine entscheidende Änderung. Am 19.03.15 hat NLA 4682 bei Juhl in Linden ein neues unberingtes Weibchen. Fortan pendelte das neue Paar, bei dem das ebenfalls unberingte Weibchen wohl auch eine Westzieherin sein dürfte, zwischen den Horsten Juhl/Linden und unserem Horst in Linden-Pahlkrug. Aber immer wenn sich das Paar tagsüber viele Stunden bei Juhl/Linden aufhielt, kamen sie am frühen Abend zum Übernachten nach Pahlkrug zurück. Das Männchen NLA 4682 kannte aus den Vorjahren seinen Futterplatz hier, und es dauerte nur einen Tag bis auch das Weibchen sich an dem Futterplatz gütlich tat.

 

Es fiel besonders auf, das nur eine ganz geringe Futtermenge aufgenommen wurde, offensichtlich war die Nahrungssituation schon im März mit den vielen Mäusen sehr gut. Das Pendeln des neuen Paares zwischen den beiden Lindener Horsten währte noch bis zum 26.03.15, denn ab 27.03.15 war hier anscheinend das erste Ei gelegt worden.

 

Ein Storch saß nun ständig im Horst und zeigte eindeutiges Brutverhalten, lockern der Nestmulde und wenden des Eies/ der Eier.

 

Am 31.03.15 fegt der Orkan „Niklas“ mit schweren Regenfällen übers Land. Trotzdem schleppt NLA 4682 emsig Zweige und Heu ein. Etliche Paarungsversuche gelingen aber wegen des starken Sturmes nicht.

 

Am 13.04.15—die Ostzieher kamen überall sehr verspätet an—erscheint m.E. unser altes Weibchen mehrfach auf der Sirene unseres Nachbarhauses. Sie wird nun immer nach einiger Zeit vom Männchen NLA 4682 in Richtung Schalkholz vertrieben, verbringt dort wohl auch die Nacht vom 13.04. auf den 14.04.15. In Schalkholz bekommt sie schon am 14.04.15 einen neuen Partner, und in der Folgezeit blieb es an unserem Horst alles ruhig, und es kam nicht zu den befürchteten Kämpfen.

 

Am 08.05.15 erschienen wieder einmal Fremdstörche, und auf der Sirene kann ich DEW 0X759 ablesen, den Partner – vermutlich der Schwede SVS 1558—allerdings nicht.

 

Wie sich im Laufe des Sommers herausstellte, siedelte sich DEW 0X759 mit dem schwedischen Ringstorch SVS 1558 in Heide-Rüsdorf an. Diese beiden Störche waren dreijährig und offenbar noch nicht voll geschlechtsreif.

 

Einen weiteren schwedischen Ringstorch, nämlich SVS 1584 bekam ich in Linden-Pahlkrug auch zwei Mal vor das Spektiv. Nämlich am 07.08.15 als er auf dem Peitschenmast einer Straßenlaterne übernachtete, und noch einmal am 02.09.15 als er längere Zeit auf unserem Horst stand und mit Nistmaterial und einer großen Feder im Schnabel hantierte.

 

Unser Brutpaar war zu diesem Zeitpunkt schon auf dem Weg ins Winterquartier (Abzug am 28.08.15)

 

Am 12.05.15 kann ich drei fast gleich große Jungstörche feststellen. Und am 14.05.15 entdecke ich nach langer Beobachtungszeit auch einen vierten Jungstorch, der jedoch deutlich kleiner ist, nur ca. ein Drittel der Größe seiner drei Nestgeschwister.

 

Am 22.05.15 finde ich den erheblich im Wachstum zurück gebliebenen Nestling tot unter dem Nestmast. Die Altstörche hatten ihn hinausgeworfen, ein normales Storchenverhalten.

 

Am 05.06.15 erhalten unsere drei Jungstörche, die sich prächtig weiter entwickelt hatten, ihre Vogelwarten Ringe, nämlich die ELSA Ringe 3T062, 3T 063 und 3T064.

 

Einer unserer Jungstörche kam schon Mitte August 2015 aus der Gegend von Stade zum Nachweis. Er hatte sich einer größeren Storchengruppe zu seinem ersten Wegzug angeschlossen. Heute nun erhielt ich ganz aktuell von der Vogelwarte die Meldung, dass unser Jungstorch DEW 3T063 am 26.09.15 in V.R.S.U. De Porcal / in Spanien abgelesen werden konnte.

 

Am 04.07.15 sind alle drei Jungstörche innerhalb von ca. 2 Stunden flügge und halten sich ab nun täglich sehr lange in ca. 150 – 200 Meter Entfernung vom Horst in der Schafswiese auf und üben die eigenständige Nahrungssuche unter Aufsicht der beiden Altvögel.

 

Schon ab 01.08.15 setzt die Zugunruhe ein. Abends sind unsere drei Jungstörche nicht an den elterlichen Horst zurückgekehrt.

 

Am 03.08.15 kopulieren die nun kinderlosen Altstörche und beide betreiben auch den weiteren Nestausbau, verhalten sich so wie im zeitigen Frühjahr zu Beginn der Brutzeit.

 

Am 04.08.15 sind Abends unsere drei Jungstörche wieder da, und werden auch sofort wieder von den Altstörchen gefüttert.

 

Am 05.08.15 vollführen unsere Altstörche gemeinsam mit den Jungen ausdauernde Flüge in der Thermik und erreichen dabei eine sehr große Höhe. Bei dem schönen Wetter ein wunderschöner Anblick. Doch am Abend kommen unsere drei Jungstörche wieder nicht ins elterliche Nest zurück. Haben sie nun ihren Herbstzug begonnen, Anschluß an einen Storchentrupp gefunden??

 

Am 07.08.15 schraubt sich ein Storch allein aus großer Höhe herunter und landet bei unseren Altstörchen in der Schafskoppel, die den (( vermeintlichen)) Fremdstorch anstandslos dulden.

 

Das erklärt sich aber bald, denn es ist ihr eigener Jungstorch DEW 3T064 der so gegen 15.00 Uhr eintraf. Um 19.00 Uhr waren auch die beiden anderen Jungstörche da.

 

Sie wurden wiederum von den Altstörchen gefüttert. Dabei ging es so rabiat zu, das die fütternden Altstörche mir so manches Mal regelrecht leid taten. Die Jungstörche hatten nun die gleiche Größe wie ihre Eltern erreicht, und waren bei den Fütterungen so gierig und bearbeiteten den fütternden Altvogel am Schnabel und am Schlund sehr intensiv, damit der Altvogel die Nahrung hervor würgen konnte.

 

An diesem Tag kamen die beiden noch fehlenden Jungstörche mit einem ganzen Pulk an und umkreisten den elterlichen Horst. Auf der Sirene des Nachbarhauses gelang es mir in nur 10 Minuten drei verschiedene Ringstörche abzulesen.

 

Es waren:

1. DEW 6X990, ein Brutstorch aus Süderstapel. 

2. DEW 0X181, ein Jungstorch des Jahrgangs 2012 aus unserem Horst, der also sein Elternnest einmal besuchte.

3. SVS 1584, ein dreijähriger Storch aus dem schwedischen Wiederansiedlungsprogramm.

 

Dieser schwedische Storch nächtigte dann auf dem Mast einer Straßenlaterne in ca. 200 Meter Entfernung von unserem Horst.

 

Während DEW 0X181 dreijährig an seinem Elternhorst erschien, kam aktuell noch

die Meldung herein, dass das Nestgeschwister DEW 0X184 am 25.09.15 in Spanien

V.R.S.U.De Pinto, Pinto, zum Nachweis kam.

 

Auch in der Saison 2015 gab es – wie schon in den Vorjahren—etliche Überflüge von Seeadlern. Die Altstörche reagieren regelmäßig schon auf weite Entfernung auf kreisende Seeadler, indem sie flügelpumpend ein langes Drohgeklapper anstimmen.

 

An folgenden Tagen tauchten hier Seeadler auf.: 20.4./ 21.04.= Einzelvögel, am 23.04. sogar ein Paar, und weitere Einzeladler am 17.5./ 07.06./ 05.08./ und 07.08.2015.

 

Sicherlich sind bei weitem nicht alle Seeadler Besuche bemerkt worden.

 

Was sonst noch in meinem Betreuungsgebiet –nördlich der B 203—passierte:

 

Bei der Beringung in Tielenhemme war der Unterschnabel des einzigen Jungstorches

mit einer festen Masse, hauptsächlich bestehend aus Gewölleresten und Erde so fest

umschlossen, dass der Jungstorch nicht mehr im Stande war Nahrung aufzunehmen.

 

Das Entfernen der festen Platte um den Unterschnabel herum gestaltete sich schwierig. Die Aktion glückte aber, der Jungstorch hat überlebt und wurde flügge.

Er wäre nach meiner Einschätzung in den nächsten Tagen vermutlich verhungert.

 

Bei der Beringung in Fedderingen lag neben den beiden Jungen noch ein taubes Ei im Nest. Als es entfernt werden sollte, explodierte dieses faule Ei mit einem lautem Knall. Die Jungstörche und auch der Beringer wurden von etlichen sehr sehr übel riechenden Spritzern getroffen. Die Jungstörche wurden mit Heu aus der Nestmulde gereinigt und für mich als Beringer stand nach der Aktion ein Eimer Wasser und Seife bereit, was auch dringend notwendig war.

 

Drei Mal konnte ich schwedische Ringstörche unmittelbar bei uns in Horstnähe ablesen. Einmal SVS 1558, der sich in Heide-Rüsdorf angesiedelt hatte und zwei Mal SVS 1554, der sogar nach dem Abzug unseres Brutpaares noch am 02.09.15 bei uns auf dem Horst stand.


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Schwarzstorcherlebnis


Am 28.08.15 gelang der Fang eines unberingten flugbehinderten jungen Schwarzstorches. Das Tier wies keinerlei Verletzungsanzeichen auf und war stark abgemagert.

Bei der Untersuchung im Wildpark Eekholt/ Großenaspe, stellte man fest, dass ein Trümmer-bruch des Schultergelenks vorliegt.

 

Inzwischen hat das Tier sich prächtig erholt. Ob der junge Schwarzstorch im Frühjahr 2016 ausgewildert werden kann steht z.Zt. aber noch nicht fest. Die Dithmarscher Landeszeitung berichtete am 11.09.2015 über diese geglückte nicht alltägliche Fangaktion eines seltenen Schwarzstorches. Eingefangen wurde der Schwarzstorch auf einer Wiese am Steller Damm, Ortsausgang Weddingstedt in Richtung Stelle-Wittenwurth. Das verletzte Tier muß sich dort schon ca. 10 Tage aufgehalten haben. Diese Zeit verging zwischen den ersten Meldungen und der geklappten Einfangaktion. Einige vorherige Nachsuchen blieben zunächst erfolglos.

 

Am 10.08.2015 gab es eine sehr große Ansammlung von ca. 40-50 Störchen im Raume Dellstedt herum. Eine große Anzahl beringter Jungstörche konnte abgelesen werden, darunter viele Jungstörche aus den Kreisen Nordfriesland und Schleswig-Flensburg. Dieser große Trupp übernachtete auf vielen Dächern des Dorfes Dellstedt, und auf einem Hausdach z.B. konnte ich 11 Jungstörche fotografieren. Am 11.08.2015 war der ganze Trupp fast vollständig schon weitergezogen .

 

Am 20.09.15 konnte ich den diesjährigen Jungstorch DEW 3T082 aus Heide-Süderholm noch in Hennstedt-Horst ablesen. Dieser Jungstorch hatte sich zu dem dort noch anwesenden, unberingten Brutmännchen gesellt, durfte aber nicht mit auf das Brutnest, sondern musste auf dem Reetdach eines Hauses ganz in Nestnähe übernachten.

 

Dieser Jungstorch war so spät noch im Brutgebiet, während eines seiner 4 Nestgeschwister bereits stromtod aus Nordfrankreich gemeldet wurde.

 

Das Männchen in Hennstedt-Horst war der erste Rückkehrer der Saison 2015. Er erschien schon am 11.02.15 an seinem Horst, dafür aber blieb er länger. Erst am 27.09.15 trat er seinen Zug an.


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Auch eine Ringgeschichte – allerdings betrifft sie einen besonderen Seeadler.

 

Diese – für mich—besondere Ringgeschichte durfte ich zusammen mit meinem Sohn Torben erleben. Wir befischten am 21.10.15 den Trammer See in der Nähe von Plön/Ostholstein.

 

Auf einer kleinen Insel mitten im See bemerkten wir in einem Baum zunächst einen Seeadler. Kurze Zeit später landete ein zweiter Adler im gleichen Baum.

 

Obwohl wir mit dem kleinem Angelruderboot immer näher kamen, blieben die Adler sitzen, und unsere Anwesenheit störte die an sich scheuen seltenen Tiere nicht im geringsten.

 

Ich stellte mich ins Boot um aus einer Entfernung von ca. 50 Metern einige Bilder zu machen. Einer der Adler flog ab, und seinen Start konnte ich voll im Bild festhalten. Der andere Adler blieb noch eine ganze Weile sitzen und flog erst ab, als wir uns schon einige hundert Meter entfernt hatten.

 

Als ich zu Hause die Bilder auf den Rechner geladen hatte, dann die Überraschung.

 

Mit der Lupenfunktion konnte ich feststellen, dass der abfliegende Adler am linken Fang einen blau/weißen und am rechten Fang einen orangenen Ring trug.

 

Das machte mich natürlich neugierig und ich fragte deshalb einmal per Mail bei der Projektgruppe Seeadlerschutz an, ob durch den Farbberingungscode des Adlers nähere Auskünfte zu diesem Tier vorliegen. Von dort erhielt ich die Auskunft, dass Foto sei eine kleine Sensation. Es stellte sich heraus, dass der Adler nämlich bereits 29 !! Jahre alt sei.

 

Es ist der älteste lebende Seeadler in Schleswig-Holstein der an seiner Farbberingung

zum Nachweis kam. Die Dithmarscher Landeszeitung berichtete am 10.11.15 mit der Überschrift „ Ein Sensationsfoto“ ausführlich über diese Geschichte, bei der Kommissar “Zufall“ erheblich mitgeholfen hatte.

 

Nach Erscheinen des Artikels wurde ich ganz ganz häufig darauf angesprochen, und es gab viele positive Reaktionen. Auch per Postkarte und per Mail äußerten sich Vogelfreunde.

 

So lauteten z.B. einige Stellungnahmen.:

 

„ Das war ein schöner Artikel in der Zeitung. Weiterhin die Begeisterung und die Kraft für den Beistand der Vogelwelt““.

 

Oder ein anderer Kommentar lautete:

 

„ Auch die Bilder über die Adlersichtung haben uns überrascht. Der Dithmarscher Tageszeitung war die Sensation endlich mal ein Bericht wert. Du hast halt ein

„geschultes“ Auge für die Natur und deren Bewohner. Die meisten Mitmenschen hätten den Adler wohl nicht wahrgenommen. Schön, dass Du uns daran teilhaben lässt.“““

 

Das Medieninteresse zu diesem Adlerbild war sehr groß, denn auch in den Kieler Nachrichten erschien ein ausführlicher Artikel, und heute durfte ich dem Radiosender RSH dazu auch noch in Interview geben.( Obwohl ja eigentlich alles von den Kieler Nachrichten ausführlich berichtet worden war.)

 

Sogar einen Leserbrief mit der Überschrift „ Eine gute Nachricht“ zu „ Ein Sensationsfoto“ vom 10.November 2015, erschien am 25.11.2015 in der Dithmarscher Landeszeitung, mit dem hier nachfolgend zitierten Text:::

 

„ Wie aus dem Bericht hervorgeht, hat ein Angler ein sensationelles Erlebnis gehabt und dieses zu seinem Glück noch fotografieren können. Einen Adler der 29 Jahre alt ist, hier in Schleswig-Holstein, in freier Wildbahn zu sehen, ist schon eine Sensation. Denn es gibt nur sehr wenige hier. Wie aus dem Artikel ebenfalls hervorgeht, sind diese Tiere sehr unbeliebt, sie werden oft vergiftet, oder kommen durch andere Umstände ums Leben. Wie im Frühjahr ein Adlerpaar mit zwei Jungtieren in St. Michaelisdonn vergiftet wurde, oder in Kuden wo ein Adlerpaar bei der Aufzucht gestört wurde, die Jungtiere wurden dann aufgegeben.

 

Es ist dann umso erfreulicher, dass es auch noch Personen gibt, die sich über so ein Erlebnis freuen können. Es ist zu wünschen, dass Deutschlands Wappenvogel in naher Zukunft in Schleswig-Holstein und auch in Dithmarschen wieder mehr beobachtet werden kann.


Schreiber : Frank Repnak, Marne.

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„ Willi“, DEW 0X207 Ein ungewöhnlicher Storch


Als im Frühjahr 2013 der Senderstorch Gustav nach Pahlen zurückkehrte, fand er sein Nest schon besetzt vor und es wurde dort auch bereits gebrütet.

 

Gustav zögerte nicht lange, kämpfte energisch und gewann auch. Das Gelege warf er kurzerhand aus dem Nest. Es blieben aber wie durch ein Wunder drei Eier heil, die ich zu einem Geflügelzüchter in die Brutmaschine brachte. Es schlüpften in der Brutmaschine zwei Junge, von denen aber nur eines, der „ Willi“ überlebte. Der Jungstorch wurde in Süderstapel von Hans Gerhard Dierks aufgezogen und später in die Station Bergenhusen überstellt.

 

Dort wurde er flugreif und von mir am 23.07.13 beringt und auch freigelassen.

Schon als Einjähriger tauchte er im Gebiet Linden/ Pahlen/ Barkenholm wieder auf, und wurde von mir- seinem Beringer- in diesen Orten mehrfach nachgewiesen.

 

Deshalb lag die Vermutung nahe, dass es sich bei „Willi“ wohl um einen Westzieher handeln müsste.

 

In 2015 als Zweijähriger, wohl noch nicht voll geschlechtsreifer „Junggeselle“ hielt er sich wieder im Raum Norderdithmarschen und im angrenzenden Stapelholm auf.

 

Gleich fünf Mal kam er in 2015 zum Nachweis, nämlich in :

 

am 14.04.15 in Wrohm-Neuenfähre als Durchzügler

am 15.04.15 in Meggerdorf, auf dem Meierei Schornstein, wo der die neue Nisthilfe inspizierte.

am 18.04.15 in Fresendelf/bei Schwabstedt/Treene wo er bei einer noch unbeholfenen Paarung mit einer unberingten Störchin beobachtet wurde. „Willi“ ist ein Männchen.

am 11.08.15 am Ortsausgang Pahlen in Richtung Wallen, dort war er alleine auf einer Silowiese auf Nahrungssuche.

am 22.08.15 am Erfder Damm, befand er sich in einem Zugtrupp von 18 Störchen.

 

Jetzt ging auch die Bestätigung der Vermutung ein, dass „Willi“ ein Westzieher ist. Er kam nämlich am 08.10.15 in Spanien zum Nachweis, dort wurde er gesund und munter in V.R. S. U. De Pinto, Pinto abgelesen. Er war also ein zweites Mal unbeschadet im (West) Winterquartier angekommen.

 

Vermutlich wird er in 2016 schon einen Brutversuch unternehmen .Man darf gespannt sein, wo er sich denn ansiedeln wird.

 

Die Horstbesitzer werden dann wohl aus dem Staunen nicht herauskommen, welch einen außergewöhnlichen Storch sie dort oben hoch auf dem Horst haben, wenn sie seine kuriose Geschichte vom Start ins Leben erfahren werden.

 

Nachzulesen auch unter www.stoercheimnorden.jimdo.com unter Verschiedenes/ DEW 0X207 „Willi“.

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Johannes Juhl---- ein Nachruf

 

Eine traurige Nachricht erreichte mich/uns Anfang Juli 2015.

 

Mein langjähriger Mitstreiter und enger Freund Johannes Juhl erlag am 04.07.15 einem Lungenkrebsleiden, im Alter von nur 54 Jahren.

 

Ich lernte Hannes über die Arbeiten im Storchenschutz kennen.

 

Jahrzehnte lang haben Hannes und ich alle Horste im Betreuungsgebiet Dithmarschen

Nord, und wenn es sein Arbeitgeber erlaubte, auch außerhalb Dithmarschens, gepflegt, Nester wasserdurchlässig gemacht, alte Horststandorte wieder besiedelbar gemacht, Mastnester neu geschaffen, und auch die Jungen alljährlich beringt.

 

Das war nur möglich weil Hannes Arbeitgeber, jetzt Schleswig – Holstein Netz AG,

immer spontan bereit war das Hubsteiger Fahrzeug, das Hannes fuhr und bediente, zur Verfügung zu stellen.

 

Auch auf seinem eigenen Grundstück in Linden/Dorfstr. haben wir beide ein Mastnest

errichtet, welches gleich im ersten Jahr besiedelt und angenommen wurde.

 

Damit hatte Linden nach ca. 40 Jahren wieder ein besetztes Storchennest in dem nun auch schon etliche Jungen flügge wurden.

 

Dankbar erinnere ich mich an viele gemeinsam durchgeführten Aktionen zurück.

 

Hannes war ein stets freundlicher, sehr hilfsbereiter, handwerklich geschickter Freund, der immer sofort zur Stelle war, wenn es im Storchenschutz etwas zu tun gab.

 

Ich werde Hannes in dankbarer Erinnerung behalten und ihn als echten Freund sehr

vermissen.

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In jedem Jahr gibt es also—wie die vorstehenden Beobachtungen belegen—immer

etwas Neues und Interessantes.

 

Auf die kommende Storchensaison 2016 bin -- vermutlich nicht nur ich--- schon jetzt sehr gespannt.

 

Verfasst am 18.11.2015, und ergänzt am 25.11.15 wegen des Leserbriefes (DLZ)

ferner um die Passagen Storch „Willi“0x 207 und Johannes Juhl – ein Nachruf ergänzt

am 06.12.2015

 

Rolf Zietz,  Pahlkrug 15,  25791 Linden

 

Telefon 04836/549,  E-Mail: Rolf.Zietz1@gmx.de

 

Ehrenamtlicher Weißstorchgebietsbetreuer.