1983                                             Bigamie

 

Das Brutmännchen HE 4301 wechselt in den Jahren 1983 – 1986 ständig zwischen

seinem angestammten Horst in Linden-Pahlkrug und in Hennstedt-Apeldör hin

und her. Brütet auch auf beiden Horsten, und versorgt die Jungen, aber nicht in

gleicher Intensität . Auch auftretende Fremdstörche vertreibt er z.B. in Pahlkrug

obwohl er sich meistens in Apeldör aufgehalten hatte.

Einzelheiten der Jahre  1983 – 1988  werden ausführlich beschrieben.

 

Beobachtungen am Weißstorch Bruthorst in Linden-Pahlkrug, der seit 1979 besteht.

 

In den Jahren 1979 –1982 hatte das Weißstorch Männchen HE 4301 (nestjung beringt am 02.07.1974 in Wohlde, Kreis Schleswig-Flensburg) den Horst in Linden-Pahlkrug/

Kreis Dithmarschen besetzt. 1979 wird mit einem unberingtem Weibchen –aus einer

Spätbrut—noch ein Junges erfolgreich aufgezogen.

1980 erscheint das Männchen HE 4301 verspätet und vertreibt nach Kämpfen das bisherige Männchen HE 5114 (nestjung beringt am 28.06.1975 in Bergenhusen, Kreis

Schleswig/Flensburg.) wobei das Gelege zerstört wird. Ein Nachgelege wird in diesem

Jahr nicht gezeitigt.

 

Dieser Vorgang wiederholt sich im Jahre 1981, nur das aus einem Nachgelege schließlich 2 Junge flügge werden können.

 

1982 besetzt das Männchen HE 4301 rechtzeitig den Horst, aus dem Vierergelege schlüpfen jedoch keine Jungen.

 

1983, am 10.04.83 besetzt HE 4301 seinen angestammten Horst in Linden-Pahlkrug, verpaart sich jedoch schon am 13.04.1983 mit dem Weibchen HE E 4115 (nestjung beringt am 04.07.1973 in Amdorf/Kreis Leer/ Ostfriesland)  im  nahegelegenen

Hennstedt-Apeldör/Kreis Dithmarschen.

Die beiden Horste liegen nur ca. 3 km voneinander entfernt. Hier wird HE 4301 aber nach Kämpfen vertrieben, und verpaart sich auf seinem angestammten Horst in Linden-Pahlkrug mit dem Weibchen HE 5554 (nestjung beringt  am 28.06.1977 in Bergenhusen.) Dieses Weibchen wird nach kurzer Zeit ebenfalls durch Kämpfe vertrieben. Danach verpaart sich HE 4301  mit einem unberingtem Weibchen, gemeinsam ziehen sie 2 Jungstörche auf.

 

Das Männchen HE 4301 war also 1983 nachweislich mit 3 Weibchen verpaart:

Mit HE E4115 in Hennstedt-Apeldör, sowie mit HE 5554 in Pahlkrug und schließlich

dann mit dem unberingtem Weibchen ebenfalls in Pahlkrug.

 

Nachzutragen bleibt, dass das Gelege des Weibchens HE 5554 bei den Kämpfen abgeworfen wurde, zwei Eier überstehen den Sturz unversehrt. Aus einem schlüpft ein Jungstorch, der auf der Station von Dr. W. Hansen, Süderstapel/ Kreis Schleswig-Flensburg, erfolgreich aufgezogen wird, und artgerecht abzieht.

 

1984 besetzt das Männchen HE 4301 am 14.04.1984 den Horst in Linden-Pahlkrug, verpaart sich aber wie im Vorjahr schon am 22.04.1984 mit dem Weibchen HE E4115 erneut in Hennstedt-Apeldör .

In dieser Brutperiode taucht das Männchen HE 4301 allerdings nur mehr oder weniger

regelmäßig auch in Linden-Pahlkrug auf. Dabei vertreibt er aber ein unberingtes Männchen, das bereits zwei Tage gemeinsam mit seinem vorjährigen ?? Weibchen (unberingt, aber kenntlich an einem steifen Zeh links., diesen Horst besetzt hielt.

Die Versteifung des unberingten Zehs li. war mir im Jahr 1983 allerdings nicht aufgefallen. Bei dem Kampf verhalten sich HE 4301 und das unberingte Weibchen  wie ein Brutpaar, sie kämpfen gegen das unberingte Männchen. Von dem (wahrscheinlich unbefruchteten Gelege) des Weibchens wird ein Ei durch das Männchen E 4301 herausgeworfen, die Bebrütung des Restgeleges, das offensichtlich heil geblieben war, erfolgte nun fast ausschließlich durch das unberingte Weibchen allein, es bricht die Brut aber nach ca. 14 Tagen ab.

In Apeldör zieht Männchen HE 4301 in der Saison 1984 gleich 3 Junge erfolgreich groß. 

 

1985 erscheint das unberingte Weibchen mit der Zehenversteifung am 18.04.1985 in Linden-Pahlkrug und verpaart sich zwei Tage später mit einem unberingtem Männchen.

Am 21.04.1985 wird dieses Weibchen bei einer Kopula in Hennstedt-Apeldör beobachtet.  Eine Stunde danach stehen  allerdings auch wieder 2 Störche auf dem Horst in Linden-Pahlkrug. Bei dem einen handelt es sich wieder um das Weibchen mit der Zehenversteifung, die Identität des zweiten ist nicht sofort feststellbar. Nach ca. 90 Minuten Beobachtungszeit greift ein unberingter Storch das Paar an, wird aber von diesem abgeschlagen. Danach lässt sich feststellen, dass das Männchen rechts unten beringt ist, eine Ablesung wegen fortgeschrittener Dämmerung aber nicht mehr gelingt.

Jedoch liegt die Vermutung sehr nahe, das es sich um das Männchen HE 4301 gehandelt haben könnte.

Das Männchen verlässt anschließend den Horst und kehrt an diesem Tag auch nicht mehr zurück. Dagegen wird um 20.00 Uhr ein Paar auf dem Nest in Hennstedt-Apeldör beobachtet, das Weibchen HE E 4115 mit blutverschmiertem Brustgefieder.

Das Männchen HE 4301 hat sich, obwohl er sich zuvor in Pahlkrug gepaart hatte nun dem Weibchen HE 4115 angeschlossen.

 

Vom 22.04. 1985 bleibt da Weibchen mit der Zehenversteifung alleine auf dem Horst

in Pahkrug, es scheint  alleine zu brüten. Am 27. und 29.04.1985 wird je ein zerstörtes Storchenei unter dem Horst gefunden, das Weibchen brütet aber immer noch weiter.

 

Am 05.05.1985 kommt erstmals wieder HE 4301 nach Pahlkrug und brütet während der Nacht.

Am 08.05.1985 nimmt  das wieder allein brütende Weibchen erstmals das angebotene

Futter, lebende Rotaugen (Rutilus rutilus) und Karauschen (Carassius carassius) aus einem mit Wasser gefüllten Plastikeimer, in Streifen geschnittene Brassen (Abramis brama) andere Süßwasserfische und tote Eintagsküken als Futter an.

 

Am 09.06.1985 schlüpfte ein Junges. Für  seine ersten Lebenstage, in denen naturgemäß sehr kleine Nahrungstiere benötigt wurden, stellte ich in einem Eimer lebende Moderlieschen (Kleinfische/ Leucaspius delineatus) bereit.

Das überwiegend ---- alleinerziehende--- Weibchen konnte sich für die Nahrungssuche ja nicht längere Zeit vom Horst begeben.

Das Männchen HE4301, das inzwischen in Apeldör mit dem Weibchen HE E4115 ein

Junges hatte zeigte sich am 11.06.1985 in Pahlkrug und huderte sein dortiges Junges!!!!

 

Bei diesem Besuch und dem Hudern seines Jungen in Pahlkrug beobachtet HE 4301

das Weibchen bei der Futteraufnahme aus dem bereitgestelltem Eimer.

Tage später erscheint er dann regelmäßig  um ebenfalls das Futterangebot zu nutzen.

Obwohl er nach der Nahrungsaufnahme in Pahlkrug auch immer wieder den Horst an-

fliegt, kann in Pahlkrug keine Fütterung durch das Männchen HE 4301 beobachtet

werden.

 

Als am 04.08.1985 ein Fremdstorch das Pahlkrüger Nest umkreiste, half HE 4301

dem Weibchen diesen Fremdstorch zu vertreiben.

 

Sowohl in Pahlkrug als auch in Apeldör flog 1 Junges des Männchens HE4301 aus.

Beide Jungstörche zogen in der Zugzeit dann auch artgerecht fort.  

 

1986 kamen in einem Tag Abstand das Weibchen mit dem Zehenmerkmal und das

Männchen  HE 4301 in Pahlkrug an. Täglich fanden etwa 10 Kopulationen statt, an

19.04.1986 sogar 17.

Beide Partner bauten intensiv am Nest.. Ab 23.04.1986 hielt sich das Männchen HE4301 tagsüber wie auch nachts abwechselnd in Pahlkrug und auch wieder bei dem

Weibchen HE E4115 in Apeldör auf.!!!!

In beiden Nestern fanden Bruten statt, und es wurde nachgewiesen, daß das Männchen HE 4301 beide Partnerinnen beim Brutgeschäft ablöste.

Aus beiden Gelegen schlüpften Junge. In Pahlkrug bewährte sich wiederum das

Zufüttern durch Bereitstellen von Eimern mit lebenden Fischen. So wuchsen 2 kräftige

Jungen heran, die am 06.08.1986 flügge wurden und am 29.08.1986 zum Herbstzug

starteten.

 

In Apeldör hingegen wurden alle 3 Jungtiere am 10.06.1986 tot unter dem Horst gefunden, offenbar als Opfer naßkalten Wetters, das auch drei weiteren Nestern der

Umgebung zum vollständigen Verlust der Jungen führte.

 

1987 und auch 1988 bildeten dann das Männchen HE 4301 und das Weibchen HE E 4115 in Pahlkrug ein Paar und brachten 3 bzw. 4 Junge zum Ausfliegen.

Das lange Jahre in Apeldör ansässige Weibchen war also ab 1987 nach Pahlkurg

umgesiedelt, ob der Tod ihrer Jungen im Jahre 1986 dabei ggf. eine Rolle gespielt

haben könnte, kann möglich gewesen sein.

 

Das unberingte Weibchen mit dem Zehenmerkmal wurde 1988  im  nur 2  Kilometer entfernten Glüsing  wiederentdeckt. Auf einem wiederbesiedelten Horst unternahm

es mit dem dreijährigen Männchen HE 790K einen Brutversuch.

 

Rolf Zietz, Pahlkrug 15, 25791 Linden,  Telefon: 04836/549