Beobachtungen am Storchenhorst in Linden-Pahlkrug

 

--Ein HPo Jahr und trotzdem viel Interessantes—

 

Seit 1979 besteht nun unser Mastnest in unserem Garten ca. 12 Meter hinter dem Haus, den Störchen als Brutplatz zur Verfügung. In den 35 Jahren von 1979 – 2013 haben wir so manche Geschichten mit und um unsere Störche erlebt.

 

Man ist sicherlich geneigt zu sagen, es gibt nichts Neues. Doch kein Jahr ist wie das vorjährige, und es gibt nichts was es nicht doch gibt.

 

Zu Beginn dieser Aufzeichnung möchte ich deshalb mal einiges an Zahlenmaterial voranstellen.

 

In 35 Jahren (1979 –2013) schlüpften in diesem Horst 93 Junge, die auch flügge wurden. Fünf der Jungstörche wurden aus verschiedenen Gründen ausgehorstet und flogen aus Pflegestationen (Süderstapel, Bergenhusen und Eekholt) artgerecht ins Winterquartier ab.

 

Dreimal, nämlich in den Jahren 1994, 2005 und 2010 gab es jeweils ein Rekordbrutergebnis, als gleich 5 Jungstörche großgezogen wurden und nicht weniger als 14 Mal gab es Bruten mit 4 flüggen Jungen.

 

H P o, die Schreckensabkürzung wohl für jeden Storchenhorstbesitzer kam auch bei uns vor.

 

In den Jahren 1980, 1982, 1984, 1990, 1991 und 1992 waren zwar Brutpaare die ganze Saison auf dem Horst, der Bruterfolg stellte sich aus unterschiedlichen Gründen in den o.g. Jahren nicht ein.

 

Von 1993 – 2012 also in 20 Jahren in ununterbrochener Reihenfolge hatten unsere Störche Bruterfolg.

 

Erwähnenswert auch unser männlicher Senderstorch „Hobor“, der als erster Storch in Schleswig-Holstein im Jahre 2009 einen GPS-Solarsender erhielt und bis zu seinem Tod auf dem Frühjahrszug 2011 in der Südost-Türkei sehr viele interessante Daten liefern konnte.

 

2013 begann die Storchensaison für unseren Horst außergewöhnlich früh. Denn schon am Sonntag, 03.03.13, steht um 7.30 Uhr ein unberingter Storch im Horst.

 

Foto: Rolf Zietz
Foto: Rolf Zietz

03.03.13. Männchen Arnhem 4682 und Weibchen DEW 1X716 auf dem Horst in Linden-Pahlkrug 1 Stunde nach Ankunft des Paares. Dieses Paar hatte jahrelang in Hennstedt-Horst gebrütet.

Noch am gleichen Vormittag erhalte ich einen Anruf aus Hennstedt-Horst, das auch dort ein Storch im Nest sei.

 

Ich vermute sofort, das dort der schon viele Jahre ansässige männliche Brutstorch –Arnhem 4682- eingetroffen sein könnte.

 

Dieser Storch ist nachgewiesener Westzieher-Ablesungen aus der Nähe von Gibraltar- liegen vor. Etliche Jahre schon taucht er Ende Februar bzw. Anfang März an seinem Bruthorst auf.

 

Gegen 11.00 Uhr landet dann ganz zielstrebig ein rechts oben metallberingter Storch, den ich als alten „Bekannten“ auch sofort ablesen kann. Es ist das Männchen Arnhem 4682.

 

Er ist überhaupt nicht scheu und ich kann alles hinter unserem Haus herum arbeiten, es stört ihn nicht im geringsten.

 

Da mir bekannt ist, dass er in Hennstedt-Horst Futter annimmt, und es in diesen Tagen immer noch sehr kalt war, biete einige Eintagsküken in einem Eimer an. Er frisst hier sofort gierig aus dem Futtereimer,

 

Gegen 12.30 Uhr fliegt ein zweiter Storch den Horst an. Beringung Elsa unten rechts. Sie klappern gemeinsam und nach dieser Begrüßung beißt 4682 das Weibchen 1X716 recht heftig in den Hals und katapultiert sie regelrecht aus dem Nest.

 

Sie umfliegt daraufhin mehrfach den Horst, landet aber nicht mehr bei dem verbliebenen Männchen, sondern steht nun auf der Sirene des Nachbarhauses, wo ich sie gleich zweifelsfrei ablesen kann. Auch als das Männchen 4682 für ca. 15- 20 Minuten den Horst verlässt und in der Hauskoppel herumspaziert, nutzt das Weibchen diese Gelegenheit nicht um auf den freien Horst zu kommen. Der Holländer 4682 übernachtet sogar hier, das Weibchen allerdings nicht. Am nächsten Morgen, 04.03.13, ist das Weibchen allerdings gleich wieder da.

 

Es kommt zu einer Kopula im Sitzen und anschließend zu einigen Paarungen im Stehen. Die Paarungen scheinen nicht so recht zu gelingen, denn das Weibchen winkelt dabei die Flügel kaum ab und dadurch rutscht das Männchen bei der Kopula vom Rücken des Weibchens ab. Gleich nach diesen Paarungsversuchen beißt 4682 heftig in den Hals des Weibchens und stößt sie kraftvoll vom Horst herunter.

 

Tagsüber duldet 4682 das Weibchen mit auf dem Horst und paart sich im Laufe des Tages einige Male mit ihr. Das merkwürdige Ritual—heftiger Halsbiß nach der Paarung und Rauswurf aus dem Nest wiederholt sich ständig. Nachts ist er alleine hier, das Weibchen darf hier offensichtlich nicht bei ihm im Horst mit übernachten.

 

Bei diversen Bauarbeiten völlig ohne Scheu

 

Im Frühjahr 2013 standen hinter unserem Haus in unmittelbarer Nähe zum Mastnest umfangreiche Bauarbeiten an. Es sollte die rückwärtige Giebelfront verkleidet werden, ferner eine große Terrasse gebaut werden. Und zusätzlich wurde an zwei Tagen versucht für den NDR eine Web-Cam zu installieren.

 

Wir hatten die Bauarbeiten auf Anfang März terminiert, damit wir die immer üblicherweise ab Anfang April eintreffenden (Ost)- Störche nicht stören wollten.

 

Da dieses Paar (Arnhem 4682 und DEW 1X716/ Vorjahrespaar in 2012 beide unberingt--) hier aber überhaupt nicht her gehörte, hätte es uns auch nicht weiter beunruhigt wenn das Paar das Weite gesucht hätte und seinen alten Brutplatz in Hennstedt-Horst wieder aufgesucht hätte.

 

Doch weit gefehlt—hauptsächlich er blieb und tagsüber war oft das Weibchen auch da. Einige Nächte blieben der Horst aber auch mal leer. Eine Nachfrage in Hennstedt-Horst ergab, dass dortweder ein Einzelstorch bzw. auch kein Paar nächtigte.

 

Am 05.03.13 beginnen die Bauarbeiten an der rückwärtigen Giebelfront unseres Hauses. Entfernung zum Horst ganze 15 Meter. In keinster Weise stört sich das Paar daran, selbst dann nicht als die Zimmerleute ein hohes Baugerüst errichten müssen um die Verkleidungsarbeiten durchführen zu können. Die Zimmerleute arbeiten stundenlang fast in Höhe der auf dem Nest weilenden Störche.

 

Foto: Rolf Zietz
Foto: Rolf Zietz

16.03.13. Männchen Arnhem 4682 in der tief verschneiten Hauskoppel. Der Spätwintereinbruch bescherte für die Jahreszeit ungewöhnlich viel Schnee und tiefen Bodenfrost.

Am 28.03.13 wurde auf Wunsch des NDR versucht eine Web-Cam in einem hohen Baum ca 10 Meter neben dem Horstmast anzubringen. Dazu war ein stundenlanger Einsatz eines Hubsteigers erforderlich. Das Paar schaute dem Treiben aus ca. 200 Meter Entfernung aus der Hauskoppel heraus zu. Es kam aber postwendend wieder auf den Horst als sich der Hubsteiger kaum 50 Meter von seinem Einsatzort entfernt hatte.

 

Das Unternehmen Web-Cam scheiterte letztendlich, weil trotz aller Bemühungen die Verbindung über das Handy-Netz immer nach ca. 30 Minuten zusammenbrach. Deshalb unternahmen wir am 30.03.13 einen zweiten Versuch, den wir dann nach 4-stündiger Arbeit mit erneutem Hubsteigereinsatz aber erneut erfolglos abbrechen mussten, obwohl wir sogar die Antenne in einem Fernsehfachgeschäft noch zusätzlich präparieren ließen.

 

Wie bereits erwähnt, und es die obigen Beispiele auch zeigen, waren die Störche was Bauarbeiten, Baulärm, bzw. Störungen in unmittelbarer Horstnähe anbelangte völlig „schmerzlos“.

Foto: Rolf Zietz
Foto: Rolf Zietz

17.03.13. Storchenspuren im Tiefschnee, teilweise lage noch mehr als 30 Zentimeter Schnee.

Bis zum 13.04.13 war es wegen des unwahrscheinlich langen Frostwetters nicht möglich gewesen die Arbeiten an der Terasse zu vollenden, weil bis dahin das Erdreich immer noch nicht durchgetaut war. Es mussten noch ca. 10 Kubikmeter Füllkies eingebracht und verdichtet sowie die schweren Bodenplatten gelegt und zugeschnitten werden.

 

Zwei nicht gerade leise Rüttelplatten/Wacker ließen die Erde erbeben, aber nicht mal das störte Arnhem 4682 der fast die ganze Zeit auf dem Horst stand und sich in stoischer Ruhe putzte.

 

Um Mitte März herum hatten wir einen heftigen Spätwintereinbruch mit Nachttemperaturen von Minus 10 –12 Grad und auch reichlich Schneefall. In der frühen Abenddämmerung so bei ca. 5-7 Grad Minus sitzt 4682 tief geduckt im Horst. Auch am darauf folgenden Morgen bei Minus 11 Grad sitzt er im Horst. Eine meiner frühmorgendlichen „Amtshandlungen“ ist es die Zeitung zum Nachbarn auf der gegenüberliegenden Straßenseite zu bringen. Wenn der im Horst sitzende 4682 mich erblickte, stand er sogleich auf und flog einige Runden um mich herum, wobei er sogar einige Male in der Hauskoppel des Nachbarn landete und wohl mitbekam dass ich die Zeitung im Briefkasten steckte. Kam ich auf dem Radsteig zurück, stand 4682 wieder im Horst.

 

Ich lasse mich bei diesen eisigen Temperaturen erweichen und gebe dem Storch etwas Futter. Ich hatte nicht ständig gefüttert, in der Hoffnung er würde sein bisheriges Brutnest in Hennstedt-Horst wieder besetzen. Es waren übrigens um Mitte März schon an mehreren Orten Einzelstörche- im benachbarten Glüsing sogar schon das Brutpaar—eingetroffen.

 

Die bis in die erste Aprildekade andauernde Starkfrostperiode (siehe bei Bauarbeiten) wurde aber von allen Tieren gemeistert, auch weil sehr besorgte Anwohner Futter auslegten. Das klappte hervorragend, obwohl diese Tiere niemals zuvor gefüttert worden waren, und auch einen Storch zu füttern, für die Anwohner völliges Neuland war.

 

Bis fast Ende März haben wir einen für diese Jahreszeit ungewöhnlich heftigen Kälteeinbruch bei fast jeder Nacht Temperaturen bis zu minus 12 Grad und auch reichlich Schneefall. Den Futterplatz, den ich alle paar Tage mal beschicke, muss ich dabei mehrfach mit dem Schneeschieber und dem Besen freihalten. So etwas hab ich in dieser Form in all den Storchenjahren seit 1979 noch nie erlebt.

Foto: Rolf Zietz
Foto: Rolf Zietz

17.03.13. Spätwintereinbruch mit noch sehr tief gefrorenem Boden und immer noch reichlich viel Schnee. Männchen 4682 konnte den Nestbesitzer erweichen, der ihm ab und an wegen der ungewöhnlichen Wetterlage doch ein paar Futterbrocken zukommen ließ. Männchen 4682 nahm das Futter gierig an.

Weitere Nestbesucher

 

Am 13.03.13 war wieder einmal ein sehr großer, ganz sauberer, unberingter Storch auf dem Horst, der sogleich mit Zweigen zu packen begann.

 

Am 15.03.13 ist das Brutmännchen aus dem benachbarten Glüsing für ca. 20 Minuten hier auf dem Horst.

 

Weiteres rätselhaftes Verhalten von Männchen Arnhem 4682.

 

Am 27.03.13 darf erstmals das Weibchen DEW 1X716 (übrigens freifliegender Überwinterer im Westküstenpark St.Peter-Ording) hier mit im Horst übernachten. Will er sie nun doch annehmen???

 

Sie paaren sich ja schon seit dem 04.03.13 doch zu einer Eiablage scheint es wohl noch nirgends gekommen zu sein.

 

Ab 31.03.13 gab es dann Ehekrach bei dem Paar. Männchen 4682 verfolgt das Weibchen im Fluge mit ständigem Drohgeklapper und duldet sie zum wiederholten Male nicht auf dem Horst.

 

Abends darf sie auch nicht wieder mit aufs Nest und muss die Nacht auf der Sirenenkuppel des Nachbarhauses stehend verbringen. Nach wie vor lehnt 4682 sein bisheriges Weibchen in dieser Saison als Partnerin ab. Ergänzend muß noch erwähnt werden, dass in der Saison 2012 die Brut von 4682 und 1X716 in Hennstedt-Horst gescheitert war.

 

Die Störchin DEW 1X716 wurde schließlich auch nicht in Linden-Pahlkrug ansässig, sie siedelte nach Kleve/Dithmarschen um.

 

Auch dort hat sie keine Eier gelegt. Mehrfach konnte ich beobachten, dass sie dort den Brutpartner, das Männchen DEW 3X860 welches im Nest saß, einige Male begattete.!!!!!!!!!!!!!!!

 

Bei dieser Störchin spielten denn wohl die Hormone total verrückt.

Foto: Rolf Zietz
Foto: Rolf Zietz

28.03.13. Bei Arbeiten zur Web-Cam Installation ca. 8 m vom Horst entfernt bietet sich ein guter Blick auf den großen Horst mit 2,80 m Durchmesser. Auch die noch im Bau gefindliche Terrasse konnte wegen des Wintereinbruchs noch nicht fertiggestellt werden.

Von Ende März bis 13.04.13 sind tagsüber das Männchen 4682 und ab und an auch mal wieder 1X716 hier auf dem Horst. Nachts bleibt der Horst auch mal leer, und am 11.04.13 kommt sogar die telefonische Meldung, dass das Paar Arnhem 4682 und 1X716 auf dem Horst in Apeldör kopulierten.

 

Das neue Weibchen trifft ein

 

Am 14.04.13 dann eine bedeutende Veränderung. Unser altes unberingte Weibchen trifft ein. Das Männchen 4682 sitzt im Horst. Der den Horst umkreisende Storch (wie sich bald herausstellte war es unser Weibchen) landet auf dem Hausdach, während 4682 sich alles im Horst sitzend anschaut und auch keine Drohgebärden veranstaltet, auch vertreibt er sie nicht vom Hausdach. Nach ca. 30 Minuten steht sie auch schon im Horst, und bald darauf erfolgt auch schon die erste Paarung.

 

Aber was macht das Männchen 4682 ??

 

Gleich nach der Paarung faucht er das neue Weibchen an, beißt auch sie in den Hals und stößt auch sie anschließend vom Nest. Ist 4682 so verhaltensgestört ??? Der Vorgang wiederholt sich 4-5 Mal. Sie landet dann immer in der Hauskoppel, und nach ein paar Minuten fliegt sie den Horst immer wieder an. Schließlich wird sie geduldet.

 

Nach der fünften Paarung beißt er sie nicht mehr vom Nest.

 

Am Abend ihres Ankunfttages nimmt sie in gewohnter Weise das ihr angebotene Futter auf.

 

An drei aufeinander folgenden Tagen, nämlich am 17/18/ und 19.04.13 hatte das sich neu gebildete Paar seine Bewährungsprobe. Bis zu drei Fremdstörche waren ständig in der Luft. Die ganzen Tage über ein Dauergeklapper. Das Paar fliegt im 5 Minuten Takt vom Horst, jagt in der Luft die Fremdstörche

und kommt dann mit großer Geschwindigkeit wieder angerauscht um auf dem Horst zu landen und die nächsten Drohklapperstrophen anzustimmen. Immer wenn das Horstpaar die Fremdstörche vermeintlich vertrieben hatte, war nur für kurze Zeit Ruhe eingekehrt. Zuerst kam immer ein Fremdstorch wieder, dann waren alle drei wieder da, und das ganze ging bis in die Dämmerung hinein.

 

Bei diesem Kräftemessen um die Lufthoheit bzw. um den Horst, zähle ich an einem Tag bis zu 15 Anflüge des einen Fremdstorches auf das im Horst stehende Paar, welches natürlich den Horst verteidigt. Der Fremdstorch hatte dabei immer schon die Beine zur Landung „ ausgefahren“ und fliegt dann in nicht mal 1 Meter Höhe über die Köpfe des Paares hinweg.

 

Aber es kommt zu keinen direkten Berührungen bzw. ernsthaften Kampfhandlungen.

 

Sollte dieser hartnäckige –auch unberingte Fremdstorch—unser unberingtes Brutmännchen der Jahre 2011 und 2012 gewesen sein ? Der hatte hier immerhin 8 Jungstörche großgezogen, deshalb halte ich es für unwahrscheinlich, dass falls er es denn gewesen sein sollte—ohne direkte Kampfhandlung aufgegeben hat. Nur einmal gelangt der Fremdstorch in den Horst, wird aber sogleich vom heimkehrenden Paar wieder vertrieben.

Foto: Rolf Zietz
Foto: Rolf Zietz

Abflug des Paares Arnhem 4682 und DEW 1X716, während in unmittelbarer Horstnähe gerade die Arbeiten zur Installation einer Web-Cam liefen.

In den folgenden Tagen ist das nun neue Paar Arnhem 4682 und das unberingte Weibchen sich ziemlich einig. Sie harmonieren jetzt und paaren sich mehr als 10 Male täglich.

 

Ab 21.04.13 dürfte das erste Ei im Horst gelegen haben, denn jetzt verlässt immer nur ein Storch den Horst und es finden die bekannten Brutablösungen bzw. das Wenden des Geleges statt.

 

In der ganzen Zeit wo das Männchen 4682 hier schon am Horst ist, fällt auf, wie wenig dieser Storchenmann den Nestausbau betreibt. Zweige holt er fast überhaupt nicht und nur ab und an schleppt er etwas altes Heu als Polstermaterial ein.

 

Das war schon sehr auffällig, hatten doch in all den Jahren die Störche sehr viel an Nistmaterial eingetragen. An manchen Tagen gar bis zu 20 Zweigen, so dass der Jahresring immer beträchtlicher zunahm.

 

Der Horst hatte schließlich einen Durchmesser von 2,80 Meter und dürfte weit mehr als eine Tonne Gewicht gehabt haben.

 

Am 23.05.13 ist Arnhem 4682 am linken Bein (nicht das Ringbein) verletzt. Er humpelt sehr stark, setzt das Bein kaum auf, aber das Bein scheint nicht gebrochen zu sein.

 

Am 24.05.13 kann ich dann die erste Fütterung durch das Weibchen beobachten. Auch am 29. und 30.05.13 sind noch Fütterungen zu beobachten, alles läuft also bis dahin völlig normal ab.

 

Am 01.06.13 hat sich die Beinverletzung des Männchens wieder halbwegs normalisiert, er läuft jetzt halbwegs normal. Als er auf den Horst fliegt, findet aber keine Fütterung statt. Ich kann leider keine kleinen Köpfchen von Jungstörchen feststellen, da scheint etwas nicht in Ordnung zu sein. Was ist schief gegangen??????

 

Ein heftiger, kurzer Sturzregen mit 10 Liter pro Quadratmeter kann eigentlich nicht die Ursache des Sterbens der Jungstörche gewesen sein, denn der Horst war wasserdurchlässig und die erst wenige Tage alten Jungstörche wurden in dieser Phase noch gehudert.

 

Es müssen wohl aber noch unbefruchtete Eier vorhanden gewesen sein, denn das normale Brutgeschäft wurde noch den ganzen Juni hindurch fortgesetzt. Irgendwann lag dann mal ein zerstörtes Ei unter dem Nestmast.

 

Die Zeit nach dem Brutabbruch ab ca. Anfang Juli bis zum gemeinsamen Wegzug am 24.08.13 verlief unspektakulär. Gelegentlich traten harmlose Fremdstörche auf, aber das war zu diesem Zeitpunkt auch ja nicht mehr von Bedeutung. Das Männchen 4682 baute so gut wie gar nicht, und nach dem Brutabbruch kam es nur gelegentlich wieder zu erneuten Paarungen.

 

Ein neuer Horst ist erforderlich

 

Von den gewaltigen Horstausmaßen hatte ich bereits berichtet.

 

Am 03.09.13– nach ergiebigen Regenfällen- stürzten dann mehr als 5 große Schubkarren voll überstehendes Nistmaterial herab.

 

Seit 2011 hatten sich bis zu 3 Dohlenpaare eingenistet, und regelrechte Tunnel in Richtung Horstmitte vorangetrieben.

 

Nun sah der Horst recht ramponiert aus, aber die Dohlen, mitunter bis zu 8 Tiere wühlten weiter in den Tunneln herum, sie demontierten viel Nistmaterial und schmissen es zu Boden.

 

Am 08.11.13 wurde deshalb der alte Horst komplett bis auf das Haltegerüst heruntergenommen. Ich hatte einen neuen Horst bestehend aus zwei sehr fest gebundenen Reisigringen im Durchmesser von 1.60 Meter und noch ein dazu passendes Trägergerüst und eine Vorrichtung zur Durchlüftung des Nestbodens gebaut.

 

Mein langjähriger stets zuverlässiger Mitstreiter Johannes Juhl und ich brauchten fast einen ganzen Nachmittag für das Abtragen des alten Horstes und das Aufbringen und des neuen Horstes.

 

Nun hoffen wir natürlich, dass das neue dohlensichere Nest auch zur Brutsaison 2014 angenommen wird und die Störche unsere ganzen Bemühungen zu würdigen wissen.

 

Beringungsdaten der beteiligten Störche

 

Arnhem 4682- Männchen- beringt am 03.06.2000 in Staphorst Domineesakker(NL 15) Overijssel/ Niederlande.

 

DEW 1X716 –Weibchen- beringt 06.06.2004 in St.Peter-Ording/

Westküstenpark./Kreis Nordfriesland/Schleswig Holstein. Dort freifliegende Überwinterin (mehrfach nachgewiesen)

 

DEW 3X860 –Männchen- beringt 11.06.2007 in Tellingstedt/ Kreis Dithmarschen/ Schleswig-Holstein.

 

DEW 3X934 –Männchen- beringt am 27.06.2008 in Bargen/Erfde Kreis Schleswig-Flensburg/ Schleswig-Holstein.

 

Unberingtes Weibchen. Brut seit mehreren Jahren in Linden-Pahlkrug.

 

Verfasser:

 

Rolf Zietz

Weißstorch-Gebietsbetreuer

Dithmarschen-Nord ( Schleswig-Holstein)

Pahlkrug 15

25791 Linden –Pahlkrug

Telefon 04836/549

E-Mail : Rolf.Zietz1@gmx.de

 

Linden-Pahlkrug, den 06.01.2014