Ein nicht alltägliches Jubiläum—der 100 Jungstorch erblickt in Linden-Pahlkrug

 

das Licht der Welt.

 

Beobachtungen am Horst in Linden-Pahlkrug in der Brutsaison 2017

 

 

 

War schon im Jahre 2016 eine sehr frühe Ankunft unseres Horstpaares am 07. und 8 Februar zu verzeichnen, so wurde selbst dieses Ankunftsdatum in 2017 noch einmal getoppt.

 

Nämlich schon am 04.Februar 2017—so früh wie noch nie in der 38-jährigen Geschichte unseres Horstes---  konnte ich gegen 17.45  Uhr bei fortgeschrittener Dämmerung einen Storch auf dem Horst ausmachen. Der Ankömmling scheint kaum scheu zu sein, und ich vermute deshalb einen unserer Brutstörche. Doch wegen der Dunkelheit ist für heute eine Abklärung  nicht möglich. Schon früh am nächsten Morgen, bei ausreichend Tageslicht kann ich vom Fahrradweg aus, aus ca.60 Metern den Metallring mit dem Spektiv ablesen.

 

 

 

Es ist unser holländisches Brutmännchen mit der Ringnummer  NLA 4682.

 

Ich richte ihm deshalb den aus den Vorjahren schon bekannten Futterplatz an alter Stelle wieder ein. Als dieser mit Fischen und Eintagsküken beschickt ist, steht NLA

 

4682 schon 10 Minuten später dort und stärkt sich ausgiebig.

 

 

Schon am 06.02.17 beginnt NLA 4682 mit dem Horstausbau und schleppt eifrig Zweige

 

auf den Horst.

 

Die Hoffnung, das auch das Weibchen in den nächsten Tagen eintreffen würde, erfüllte sich nun leider nicht.

 

 

Und so war NLA 4682 bis Ende März 2017 sehr häufig immer fast den ganzen Tag unterwegs, wohl immer auf der Suche nach einem Weibchen. In der Regel kam er aber immer am frühen Abend auf seinen Bruthorst zurück Nur einmal am 28.02.17 kam NLA 4682 n i c h t  zur Übernachtung auf seinen Horst zurück.  Häufig traf ich ihn in dieser Zeit auf dem benachbarten Horst in Linden/ Dorfmitte (Juhl) an, aber bislang gottlob immer alleine.

 

 

Wie würde sich NLA 4682 wohl verhalten, wenn sich auf einem anderen Horst ein Weibchen einfinden würde ?

 

 

Eine Umsiedlung auf einen anderen Horst wäre ja durchaus möglich, zumal in der näheren Umgebung auch ab Mitte Februar erste Störche einzeln als auch paarweise  gemeldet wurden.

 

 

 

Ungebetene Besucher

 

Am 26.02.17 steht plötzlich gegen 8.00 Uhr dann ein Paar auf unserem Horst. Aber zu früh gefreut. Beide Störche tragen einen schwarzen Elsa Ring. Es ist das unstete Männchen DEW 9X459 mit dem Erfder Weibchen DEW 3T485 das unbehelligt unseren Horst anfliegen konnte.

 

 

Am 08.03.17 ist ein unberingter Storch auf dem Horst, der sofort mit reger Aufräumarbeit beginnt und sich anschließend auch ins Nest setzt. Dieser Storch wehrt einen ebenfalls unberingten Storch ab. Der im Horst weilende unberingte Storch (unser Vorjahresweibchen?) zeigt keinerlei Scheu und tut so als wäre er hier zu Hause.

 

Dann fliegt unser Männchen NLA 4682 den Horst an und landet, während gleichzeitig der/die Unberingte aus dem Horst stürzt und sofort abzieht. Gegen Abend ab 16.30 Uhr ist NLA 4682 alleine hier zur Übernachtung, ein zweiter Storch taucht nicht wieder auf.

 

Bei dem Nestbesucher  dürfte es sich nicht um unser Brutweibchen gehandelt haben.

 

Am 10.03.17 ist wieder ein Unberingter auf unserem Horst. Der ist wiederum kein bisschen scheu, räumt mächtig auf und packt Nistmaterial hin und her. Nach geraumer Zeit packt der Unberingte einen dicken Batzen Heu aus der Nestmulde und fliegt mit dem erbeuteten Diebesgut in Richtung Hennstedt-Apeldör davon.

 

Es handelt sich  bei diesem Tier vermutlich um das unberingte – auch noch partnerlose Männchen—des Apeldörer Brutpaares.

 

 

Am 12. 03.17 steht ein einzelner Elsa beringter Storch auf dem Horst. Es handelte sich um den Storch DEW 1T927 , das ist der männliche Brutstorch aus dem benachbarten Süderheistedt, der offensichtlich auch auf der Suche nach einer Partnerin ist.

 

Auffällig ist im Frühjahr 2017 das fast alle eingetroffenen Männchen sehr sehr lange

 

auf die Brutpartnerin warten mussten, zum Teil über einen Zeitraum von 50  Tagen

 

und länger.

 

 

Am 25.03.17 stürzt ein Elsa beringter auf den im Horst stehenden NLA 4682, beide

 

beißen sich heftig, aber es kommt dann nicht zu weiteren Kampfhandlungen.

 

Schon ab den ersten März Tagen tauchen immer wieder Fremdstörche in Horstnähe

 

auf und einige beringte Exemplare – wie obenstehend erwähnt—konnte ich auch

 

ablesen und dadurch ihre Herkunft bzw. auch Nestzugehörigkeit klären.

 

 

Bei den Fremdstörchen, die lediglich den Horst umkreisten, fielen 2 Störche auf, die eine schwarze Feder im Schwanz aufwiesen. Ein Exemplar mit der schwarzen Schwanzfeder rechts ist das unstete, vagabundierende Männchen DEW 9X459 der wegen der schwarzen Feder auch sofort im Fluge erkannt werden kann. Dieses Männchen war übrigens im Frühjahr 2017 mit nachweislich 3 verschiedenen Weibchen, -- alle beringt-- schon verpaart, ehe er sich dann seinem eigentlichen, unberingten Weibchen in Heide-Süderholm wieder zu wandte.

 

 

Die Herkunft des Exemplars mit der schwarzen Schwanzfeder links konnte ich nicht ermitteln. Im nördlichen Dithmarschen kam dieser Storch, den ich sowohl in Pahlkrug als auch in Linden/Dorfmitte mehrfach beobachten konnte, nicht zur Ansiedlung.

 

Auch am 15.03.17 steht auf der Sirene unseres Nachbarhauses der beringte Storch DEW

 

0X027, der aber nach ca. 10 Minuten von unserem Männchen NLA 4682 vertrieben wird.

 

 

 

Endlich ist sie da—das Warten hat ein Ende

 

 

Am 27.03.17—nachdem NLA 4682 zum Glück in Pahlkrug nesttreu blieb—kam nach

 

einer Wartezeit von 52 Tagen auch sein richtiges, das Vorjahresweibchen, wieder in Pahlkrug an. Diese eindeutige Aussage ergibt sich aus folgender Chronologie:

 

Um 15.15 Uhr ich mache gerade eine Pause von der Gartenarbeit und sitze auf der Terasse, da landet mit heftigem lang anhaltendem Geklapper ein meiner Meinung nach unberingter Storch im Horst. Ich eile sofort  ins Haus um das Spektiv zu holen, doch als ich nach 1 Minute zurückkehre ist der Horst schon wieder leer. Da entdecke ich am Futterplatz die Unberingtete Neuankommerin, die schon um 5.17 Uhr einige Futterfische frisst und anschließend wieder auf den Horst fliegt. Um 15.25 Uhr kommt das Männchen NLA 4682 zurück. Es folgt eine lange, laute und heftige Begrüßung. Das Weibchen setzt sich in den Horst, er duldet sie.

 

Mein Eindruck: Die  „kennen sich“ ich bin mir sicher das ist unser Vorjahresweibchen.

 

Um 15.30 Uhr erfolgt schon die erste Kopula, und im ca. 15 Minuten Takt erfolgen bis zur Dunkelheit noch mehr als 15 Paarungen.

 

 

Unser Brutpaar ist nun offenbar wieder zusammen gekommen.

 

 

Am 03.04.17 taucht hier wieder ein Fremdpaar auf. Ein Exemplar versucht mehrfach am Futterplatz zu landen. Es entwickelt sich ein kurzer Luftkampf, in dessen Verlauf unser Männchen das Fremdpaar vertreiben kann. Dieser Vorgang vom 03.04.17 wiederholt sich am Folgetag noch einmal

 

 

 

Das Brutverhalten/ Brutgeschäft

 

 

Dem Verhalten des Brutpaares nach, dürfte der Brutbeginn am 04.04.17 gelegen haben.

 

Denn nun ist das typische Wenden des Geleges zu beobachten, und es ist nun auch immer ein Altstorch meist sitzend/brütend  im Horst.

 

Am 04.05.17 –nach ca. 31 tägiger Brutdauer—entdecke ich unter dem Horst einen toten

 

kleinen Jungstorch, der noch nicht einmal abgetrocknet ist. Offenbar hat dieses normal

 

entwickelte Küken die Strapazen des Schlupfvorganges nicht überlebt.

 

Am 07.05.17 kann ich dann erstmalig die Wiederaufnahme zu großer Nahrungsbrocken

 

durch den fütternden Altvogel beobachten. Nun sind offenbar weitere Jungstörche geschlüpft, denn am 08.05.17 liegen auch Eischalen direkt unter dem Horst.

 

Die nun folgende Zeit der Jungenaufzucht verläuft unproblematisch. Zunächst konnte ich vom höchsten Punkt der Hauskoppel 3 Jungvögel per Spektiv ausmachen. Dann nach einigen weiteren Tagen 4 gut entwickelte Küken.

 

 

Eine gute Woche später kontrolliere ich die weitere Entwicklung des 4-er Gehecks noch einmal. Ich bin sehr erstaunt und nun zweifelsfrei feststelle, dass sogar 5 !!! Jungstörche

 

im Horst vorhanden sind.

 

 

Das Nesthäkchen ist allerdings in der Entwicklung gegenüber seinen vier Geschwistern

 

erheblich zurückgeblieben. Es hat höchstens 1/3 der Größe, der anderen vier.

 

Am 27.05.17  vernehme ich ein merkwürdiges Geräusch vom Horst.

 

Das Männchen NLA 4682 hat das Nesthäkchen kurz hinter dem Kopf gepackt, schüttelt das Junge heftig, so als wolle es ein großes Nahrungstier töten, und versucht den Kleinen über den Horstrand zu werfen. Das misslingt zwar zweimal und der Kleine verfängt sich, erbärmlich schreiend—im dichten Nestgestrüpp der Horstumrandung.

 

Aber schließlich gelingt dem Männchen der Rauswurf/Abwurf des Kükens.

 

Dieses stürzt zwar in einen Pflaumenbaum direkt unter dem Horst, und der Absturz wird dadurch erheblich abgebremst, aber schließlich prallt das Küken aus ca. 2 Metern Höhe auf den Erdboden. Es hat überlebt, und ich lege es zur Beobachtung in eine kleine weich gepolsterte Kiste. Doch nach ca. 1 Stunde verendet es leider doch .

 

 

 

Am 07.06.17 wurde es auch für unsere 4 Jungen noch einmal kritisch. Schon am 06.06.17 hatte es sehr ergiebig geregnet und auch der 07.06.17- als ursprünglich  die Beringung geplant war, gab es über 30mm Regen pro Quadratmeter.Die Starkregenfälle vom 06/07.06.17 führten in Schleswig-Holstein leider bei über 40% der Storchenbruten zum Totalverlust oder einem Teilverlust bei der Anzahl der Jungvögel.

 

Nun – bei uns ging alles gut, alle vier waren wohlauf. Vermutlich überstanden sie weil sie doch schon sehr groß geworden waren, und ihr Gefieder soweit entwickelt war, das eine Schutzfunktion schon gegeben war.

 

 

Die Beringung konnte am 09.06.17 erfolgen. Die Jungstörche erhielten die ELSA Ringe; DEW 5T856,   5T857,  5T857 und  5T859.

 

Die Beringung unserer vier Jungstörche brachte auch das Erreichen einer Rekordzahl

 

mit sich. Per Ende der Storchensaison 2016 waren nämlich im Zeitraum von 1979-2016

 

99  !! Jungstörche in unserem Horst herangewachsen und flügge geworden.

 

Der 100  Jungstorch konnte nun beringt werden. Er erhielt die Ring Nummer DEW 5T856.

 

 

Sicherlich für einen Storchenhorst eine bemerkenswerte Zahl. Die Datenbank des NABU Schleswig-Holstein konnte nur für 3 weitere Horste in diesem Zeitraum eine annähernd hohe Jungenzahl nachweisen, doch die Zahl 100 überschritt nur der Horst in Linden-Pahlkrug.

 

 

In den Jahren 1979 – 2016 = 37 Jahre wurde in 30 Jahren erfolgreich gebrütet, und 99

 

Jungvögel flogen in die weite Welt hinaus. Das ergibt (99 Junge : 30 Jahre ) eine durch-

 

schnittliche Jungenzahl von 3,3 Jungvögel pro erfolgreichem Jahr.

 

Der Bruterfolg spiegelte sich in folgenden Zahlen Zahlen wieder:

 

7x kein Erfolg

 

3x5  =15

 

14x4= 56

 

5x3  =15

 

5x2  =10

 

3x1  = 3    ergibt somit 99 Jungstörche per Ende der Saison 2016

 

   

 

                                                               --4--

 

Die Brutstatistik für die Jahre 1979 – 2017 sind der folgenden Aufstellung zu entnehmen.:

 

 

 

1979      1                         1990     2             2000    4           2010    5

 

1981      2                         1991     0             2001    4           2011    4

 

1982      0                         1992     0             2002    2           2012    4

 

1983      3                         1993     4             2003    2           2013    0

 

1984      0                         1994     5             2004    4           2014    0

 

1985      1                         1995     1             2005    5           2015    3

 

1986      2                         1996     3             2006    4           2016    3

 

1987      3                         1997     0             2007    4           2017    4

 

1988      4                         1998     4             2008    4

 

1989      4                         1999     4             2009    4

 

 

 

Gesamt: 20                                  23                       37                      23  = 103 Jungvögel

 

                                                                                                                   per 31.12.2017

 

 

 

Ähnlich stolze Brutergebnisse brachten die Horste in

Halenbrook/Kreis Steinburg 97 Jungvögel,

Witzeeze/ Kreis Herzogtum Lauenburg 95 Jungvögel,

Seeth/ Kreis Nordfriesland mit 90 Jungvögeln hervor.

 

 

 

 

 

Die Jungstörche werden flügge

 

 

Am 13.07.17 gegen 17.00 Uhr  ist der erste Jungstorch flügge geworden. Es war der Jungstorch mit der Nummer DEW 5 T 858, der gut 2 Stunden in der Hauskoppel umher lief und dann schließlich  auch heil wieder auf dem elterlichen Horst landen konnte.

 

 

 

Am 17.07.17 ist Jungstorch DEW 5 T856 (der 100 aus unserem Horst) flügge.

 

 

 

Und am 15.07.17 fliegt auch DEW 5T857 aus.

 

Sein erster Ausflug wäre aber bald tragisch verlaufen. Er landete recht unbeholfen in der Hauskoppel und will zu den beiden schon flüggen Nestgeschwistern und dem sie bewachenden Altvogel laufen.

 

 

Ein ca. 1 m hoher Schafszaun der auf halber Höhe noch zusätzlich mit einem Elektrozaun gesichert ist, wäre ihm fast zum Verhängnis geworden. Der Jungstorch verfängt sich flatternd in dem Schafsdraht, und er bekommt auch einige Stromschläge.

 

Sofort will ich ihm zur Hilfe eilen, doch wie ein Wunder gelingt es dem Jungtier quasi

 

„zu Fuß“ den Zaun zu überwinden.

 

 

Was ich kaum für möglich gehalten habe: Er ist unverletzt geblieben. Und 2 Stunden nach seinem ersten Schreckensausflug kreist er mit den Nestgeschwistern schon erstaunlich gekonnt in der Thermik über seinem elterlichen Horst.

 

 

 

Der vierte Jungstorch ist ein „Feigling“, aber auch er, es ist DEW 5T859 wird schließlich am  19.07.17 auch flügge.

 

 

Am 23.07.16 stelle ich fest das DEW 5T859 etwas lahmt. Er sitzt häufig längere Zeit – einer Gans gleich--- in der Hauskoppel. Nach einigen Tagen ist es aber auskuriert, er kann wieder normal laufen und zusammen mit seinen Nestgeschwistern weiter die selbstständige Nahrungssuche erlernen.

 

 

 

Ein riesiger Nahrungsbrocken-- Eine unglaubliche Geschichte

 

 

 

Am 24.07.17  hätte ich unserem Männchen NLA 4682 fast den Garaus gemacht, und das kam so.:

 

 

Unsere Hauskatze hatte ein junges Kaninchen erbeutet und getötet. Das Jungkaninchen hatte in etwa  die 2 ½ fache Größe eines Maulwurfes. Um zu verhindern, daß die Katze ihre Beute im Wintergarten fressen würde, nahm ich es ihr ab und warf es hinter dem Carport in die Hauskoppel. Ich hatte allerdings nicht das Männchen NLA 4682 gesehen, der sich wohl hinter einem der Holztürme des Kaminholzes aufgehalten hatte.

 

Er rannte herbei und schnappte sich noch vor der Katze den viel zu großen Nahrungsbrocken Sofort versuchte er das Kaninchen zu schlucken. Als er es unter ersichtlich großen Mühen zu zwei Dritteln geschafft hatte, flog er mit der riesigen Beute im Hals sogar noch über einen Schafzaun.

 

 

Der bedrohlich dick gewordene Hals und die unter großen Mühen durchgeführten Schluckbewegungen boten ein schauerliches Bild. Ich befürchtete das Schlimmste und dachte, daß es zum Erstickungstod es Männchens führen würde.

 

Wie auch immer--- schließlich war das Jungkaninchen abgeschluckt und auch im Halsbereich sah man dem Männchen nun nichts mehr von dem übergroßen Nahrungsbrocken an.

 

Deshalb nahm ich an, dass das Männchen wohl doch den Brocken wieder auswürgen konnte. Doch weit gefehlt.

 

 

Plötzlich flog NLA 4682 auf den Horst zu den vier schon flüggen Jungen. Sofort beginnt er mit dem Fütterungsvorgang. Was ich kaum für möglich hielt geschah dann.

 

In relativ kurzer Zeit, nach nur wenigen Kröpfanstrengungen, würgte der Altvogel

 

das komplette Kaninchen seinen Jungen vor. Von den Jungen setzte sofort ein heftiges

 

„ Tauziehen“ um die Nahrung ein. Das ganze Geschehen spielte sich an der zur Hofseite

 

hin gelegenen Horstseite ab. Sofort lief ich ins Haus um das Geschehen im Foto festzuhalten.

 

 

Nach 1 Minute war ich mit Fotoapparat bewaffnet wieder draußen. Doch der Altvogel war schon nicht mehr auf dem Horst. Dafür hatte nun einer der Jungstörche das Tauziehen wohl für sich entschieden, und saß dort nun seinerseits mit einem erkennbar dicken Hals.

 

 

Einerseits war ich froh, daß unser Männchen es überlebt hatte. Andererseits machte ich mir aber auch Sorgen um den Jungvogel, der nun das dicke Problem haben würde.

 

Denn nach der Verdauung des  ganzen Kaninchens müßte es ja auch zu einem extrem großen Gewölle bestehend (aus Haut, Fell und Knochenresten) kommen.

 

Sicherlich hätte noch die Gefahr bestehen können, daß der Jungstorch daran ersticken könnte.

 

 

Aber selbst diese Sorge war unbegründet. Alle 4 Jungstörche gingen in den folgenden Tagen immer gemeinsam auf Nahrungssuche, machten Flugübungen in der Thermik und kehrten stets auf  gemeinsam auf den Horst zurück.

 

 

 

Die Zugunruhe setzt ein.   Truppbildung und Sammeln

 

 

 

Schon ab Anfang August kam  es in der näheren Umgebung unseres Horstes schon zu Storchenansammlungen. Am 02.08.17 kreisen hier 10 Störche. Unsere Jungstorchtruppe

 

kommt um 21.30 Uhr in Begleitung zweier fremder Jungstörche an den Horst zur Übernachtung zurück. Die fremden Jungstörche dürfen jedoch nicht mit auf dem Horst

 

landen. Sie versuchen es zwar mehrfach, werden aber von unserer 4-er Bande

 

abgewehrt und am landen gehindert.

 

 

Am 05.08.17 um 15.00 Uhr kommen unsere vier Jungstörche wieder an den Horst zurück.

 

 

Drei landen, der Vierte  dreht noch einige Runden, macht einige Landeversuche, taucht aber zur Nacht nicht mehr am Horst auf. Es fehlte an diesem Abend DEW 5T857, denn die drei anderen Nestgeschwister kann ich am anderen Morgen alle in der Hauskoppel ablesen.

 

 

Am 06.08.17 gegen 10.00 Uhr ist der Jungstorch DEW 5T 857 alleine auf dem Horst.

 

Auch das Brutpaar kommt, allerdings füttern sie den Jungstorch nun nicht mehr.

 

So gegen 12.00 Uhr kreisen über unserem Horst 13 Störche. Unsere ganze 6-köpfige

 

Familie ist am Horst, jedoch schließt sich kein Familienmitglied dieser Zugtruppe an.

 

In diesen Tagen ist das Sammeln der Störche bereits voll in Gange. So wurden am

 

Glüsinger Weg gleich 26 Tiere  auf einer Silagekoppel gesichtet, und auch im weiteren

 

Lindener Raum, Lindenerkoog und Barkenholm, waren offenbar mehrere Trupps von bis zu 15 Tieren  unterwegs.

 

 

Am 10.08.17 sind im Lindenerkoog 15 Störche auf einer Wiese. Kurze Zeit später kreisen dann über unserem Horst 11 Störche. Einer unserer Jungstörche , DEW 5T859 ist alleine gerade am Futterplatz. Er verleibt sich noch 6 Futterküken hastig ein. Als er den 11 er Trupp bemerkt, steigt er umgehend auf und schließt sich diesem Trupp an.Wohl frei nach dem Motto““ ich will aber auch noch mit““.

 

Am Abend des 10.08.17 ist das Brutpaar nur noch allein auf dem Horst. Für die Jungstörche des Jahrgangs 2017 hat die erste gefährliche Reise ins Winterquartier begonnen.

 

 

 

Unsere beiden Altstörche verweilen noch einige Tage hier. Man hat fast den Eindruck sie müßten sich von der anstrengenden Jungenaufzucht erst einmal erholen.

 

Denn trotz schon eingesetzter Zugunruhe fressen sie noch relativ viel Fisch. Das war in den zurückliegenden Jahren grundlegend anders. Ca. 14 Tage vor dem Abzug fraßen die Störche nämlich so gut wie nichts mehr am Futterplatz, ignorierten auch das nur wenig angebotene Futter.

 

 

Für unseren Horst ungewöhnlich-- so früh wie noch nie zuvor-- begaben sich auch unsere Altstörche auf den Herbstzug. Am Abend des 21.08.17 blieb der Horst leer.

 

 

 

Eine aus meiner Sicht ereignisreiche Storchensaison 2017 war beendet.

 

 

 

Nun drücken wir die Daumen und hoffen das unser bewährtes eingespieltes Brutpaar auch zur Saison 2018 heil und gesund den Bruthorst wieder erreicht.

 

 

 

 Seeadler Sichtungen über dem Horst in der Saison 2017

 

 

 

Wie in manchen Vorjahren, so konnten auch 2017 erneut zahlreiche Sichtungen von

 

Seeadlern gemacht werden.

 

 

Am 31.0317 waren es 3 Ex.,Am 03.04.17 erneut 3 Ex. Am 04.04.17  2 Ex. Am 05.04.17

 

2 Ex. Am 07.05.17 1 Ex in großer Höhe, unser Männchen NLA 4682 attakiert den Adler in der Luft. Am  08.05.17 1 Ex ziemlich dicht über dem Horst. Unser Männchen verfolgt den Adler, dabei immer wütend im Fluge klappernd. Am 19.05.17 1 Ex wiederrum nur in geringer Höhe über dem Horst. Am 04.06.17 1 Ex, Am 13.06.17, 17.06.17 und 18.6.17 jeweils  1 Ex. Am 27.06.17 2 Ex die von rund 10 Krähen immer wieder im Flug von den Krähen angegriffen werden. Das Seeadler durchaus auch Jungstörche auf den Horsten schlagen ist in letzter Zeit mehrfach bekannt geworden und dokumentiert.

 

Für ganz Dithmarschen ist mir allerdings  bislang kein Fall bekannt geworden.

 

 

 

Zusammenfassung der wichtigsten Fakten:

 

 

Am 04.02.17 die früheste Ankunft eines Brutstorches in der 38-jährigen Geschichte

 

des Horstes in Linden-Pahlkrug.

 

 

Das 17 jährige holländische Männchen mußte 52 Tage auf seine Partnerin warten.

 

Es wurden nachweislich 6 Jungstörche erbrütet, eines verendete gleich nach dem

 

Schlupf, ein weiterer Jungstorch wurde im Alter von ca. 3 Wochen vom Männchen

 

abgeworfen. Es überlebte den Abwurf leider nicht.

 

 

Es wurden 4 Jungstörche flügge, die einzige Viererbrut 2017 in Dithmarschen.

 

In 2017 erblickte der 100 Jungstorch im Horst Linden-Pahlkrug das Licht der Welt.

 

In den 38 Jahren die der Horst jetzt besteht wurden insgesamt 103 Junge groß.

 

 

Das Männchen NLA bewältigt einen riesigen Nahrungsbrocken, ein totes Jungkaninchen, etwa in 2- bis 3-facher Maulwurfsgröße. Es gelingt ihm die große Beute zu verschlucken und auch seinen Jungen als Nahrung wieder vorzuwürgen.

 

 

Ein Jungstorch verschlingt anschließend das viel zu große Nahrungstier, übersteht es aber auch, kann ein  vermutlich sehr großes Gewölle wieder loswerden.

 

Jungstorch DEW 5T857 bleibt bei seinem ersten Ausflug in einem Schafsdraht hängen,

 

erhält etliche Stromschläge, erlitt wie durch ein Wunder keinerlei Verletzungen.

 

 

Früher Abzug der Jungen schon am 10.08.17.

 

 

Auch die Altstörche verlassen schon am 21.08.17 das Brutgebiet. Das war der früheste

 

Abzugstermin in der 38-jährigen Geschichte des Horstes.

 

 

Geschrieben nach Tagebuchaufzeichnungen, am 27.11.17, von:

 

 

 

Rolf Zietz Ehrenamtlicher Weißstorchgebietsbetreuer

 

Pahlkrug 15

 

25791 Linden

 

 

Telefon: 04836/549

 

E-Mail: Rolf.Zietz1@gmx.de